Autor: Franz J Wiegelmann

Viele aufmerksame und interessierte Leser von Zeitungen und Zeitschriften beginnen die tägliche Lektüre oftmals mit dem Feuilleton oder den Kulturnachrichten, da sie hier noch immer tiefgründiger und umfassender über literarische Neuerscheinungen, aktuelle Theaterinszenierungen oder neue Entwicklungen in der Kunstszene unterrichtet werden, als in den so genannten elektronischen Medien. Die Zeitung dient aber nicht nur der Vermittlung von Kunst und Kultur, sie ist im Laufe ihrer langen Geschichte selbst ein Objekt der Kunst geworden, dem sich Maler, Zeichner, Illustratoren, Karikaturisten, Bildhauer, Dichter und Musiker stets aufs Neue zugewandt haben. Berühmte Künstler, unter ihnen Daniel Chodowiecki, Peter Hasenclever, Honoré Daumier, Max Liebermann, Ernst Ludwig Kirchner, John Heartfield, Lyonel Feininger, A. Paul Weber, Joan Miró, Joseph Beuys, Antoni Tàpies und HA Schult, haben sich mit dem Medium Zeitung beschäftigt und ihre Kunst oft auch für den Kampf gegen Unrecht und Gewalt, für die Unabhängigkeit der Meinung und die Freiheit der Presse eingesetzt. So sind beeindruckende Zeugnisse künstlerischer Zeitgeschichte entstanden, die dem Betrachter – aber auch manchem politisch eilfertigen Redakteur und Verleger – einen ironischen, nicht selten satirischen oder bissigen Spiegel vorhalten. Gerade in der Zeit neuer Medien, des Internets und der elektronischen Nachrichtendienste, ist die Rückbesinnung auf die Geschichte der Zeitung und die Auseinandersetzung mit der Presse durch die Kunst von besonderem Reiz. Ob die elektronischen Medien die Künstler künftig in gleicher Weise zu entsprechenden Arbeiten anregen werden, bleibt zu beobachten. Die vorliegende kleine ›Zeitungs-/Kunstgeschichte‹ informiert beispielhaft über die Geschichte der Presse und zeigt ausgewählte Exponate aus vier Themenbereichen: ›Historische Entwicklung‹, ›Die Zeitung in der Kunst‹, ›Die Zeitungs-Kunst als Mittel der politischen Auseinandersetzung‹ sowie ›Die Zeitung in der Kunst des Alltags (Gebrauchs- und Werbekunst)‹. Das letzte Kapitel ›Zeitungslyrik und Musik‹ informiert darüber, dass auch Dichter und Musiker sich mit der Zeitung beschäftigt und den Printmedien interessante und engagierte Texte und Noten gewidmet haben. Allen Künstlern und Sammlern, die Kunstwerke, Bilder und Bücher für diese kleine Reise durch die Zeitungskunst zur Verfügung gestellt haben, danke ich ganz herzlich. (Aus dem Vorwort des herausgebenden Bearbeiters, Franz Josef Wiegelmann)