Die Zeitspanne zwischen 1200 bis 400 v. Chr. erscheint Alfred Weber als eine der merkwürdigsten weltgeschichtlichen Perioden. Er versteht sie als einen Umbruch, in dem eine neue Weitsicht herauf kommt. Deren Wesen will er aufhellen, nicht den Geschichtsablauf beurteilen. Wodurch ist der Rang dieser Weitsicht bestimmt und was hat sie an Gültigem und Bleibendem hervorgebracht? Welche ihrer Leitsymbole sind für die Kultur- und Geistesgeschichte bis in die Gegenwart mitbestimmend? Wie ist die geistig-aktive Rolle des Genius in der Geschichte zu sehen? Diese und andere Fragen bewegen Weber. Das Tragische und die Geschichte, das heißt die Art, in der das Tragische als eine Daseinssicht aus dem Geschichtsablauf herauswächst, und was sich als Wesenhaftes an dieser Daseinssicht enthüllt, als sie zum ersten Mal in der Geschichte auftrat und dadurch geprägt wurde, ist das Thema dieses Buches. (A. Weber) Webers Antworten auf die gestellten Fragen sind immer, ob sie überzeugen, herausfordern oder Zweifel wecken, geistig ungemein belebend und geprägt durch eine dem Verfasser des Buches wesenseigene unverwechselbare Originalität und Intuition. Als geistige Schöpfung ist das Werk eine großartige Interpretation und Deutung der Antike. Unübersehbar ist darin die bevorzugte Behandlung der griechischen Antike und insbesondere der griechische Tragödie, die über die Hälfte des Buches in Anspruch nehmen. Inhalt: 1. Präludium: Der Genius und die Geschichte - 2. Tragische Daseinssicht und Sinndeutung des Daseins - 3. Der eurasiatische Block von 1200 bis 400 v. Chr./Kultursoziologische Dynamik - 4. Sinndeutungen - tragische Daseinssicht der Griechen - 5. Der Osten: China - das antitragische Land; Indien - Metakosmik und Verwandlung des Tragischen; Vorderasien - Moralisierung des Kosmos und das Tragische - 6. Griechen: Soziologische Dynamik, die klassische Tragödie - Aischylos, Sophokles, Euripides, Metaphysik der klassischen Tragödie und des Tragischen, Nachklassische Tragödie, Ausblick: Grenzen der griechischen Tragödie - Platon - Rom - Abendland.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Alfred Weber gilt vor allem wegen seiner Reinen Theorie des Standorts als Begründer der Industriellen Standortlehre. Da er sich nach Erscheinen dieses ersten theoretischen Teils kultursoziologischen Fragen zuwandte, ist der zweite Teil - die realistische Theorie - nicht mehr erschienen. Wie man sich die realistische Theorie vorzustellen hat, darauf geben einige weitere standorttheoretische Arbeiten Alfred Webers wichtige Hinweise: Die Standortlehre und die Handelspolitik (1911) gibt neben einem guten Überblick über das theoretische Grundgerüst auch einige handelspolitische Anwendungen; seine zusammenfassende Darstellung Industrielle Standortlehre im Grundriss der Sozialökonomik (1914) beinhaltet einen Abschnitt über die Kapitalistische Theorie des Standortes. Weitere Einsichten in praxisbezogene Zusammenhänge enthält der Aufsatz Europa als Weltindustriezentrum und die Idee der Zollunion von 1926 sowie sein Vorwort zu der Dissertation seines Schülers Otto Schlier Der deutsche Industriekörper seit 1860. Daß sich Weber trotz seiner frühen Umorientierung auch in der Folgezeit mit dem Anwendungsbezug seiner Theorie auf die konkrete Situation Deutschlands beschäftigte, zeigt die im Anhang abgedruckte Vorlesung Webers Praktische Volkswirtschaftslehre, von der erstmals eine studentische Mitschrift aus dem Jahr 1919 ediert ist. Inhalt Ueber den Standort der Industrien. Erster Teil: Reine Theorie des Standorts Die Standortslehre und die Handelspolitik Industrielle Standortslehre (Allgemeine und kapitalistische Theorie des Standortes) Vorwort zu Otto Schlier: Der deutsche Industriekörper seit 1860 Europa als Weltindustriezentrum und die Idee der Zollunion. Eine Standortsbetrachtung Vorwort zu Otto Schlier: Aufbau der europäischen Industrie nach dem Kriege (Zum wirtschaftlichen Schicksal Europas) Vorwort zu Herbert Gaedicke und Gert von Eynern: Die produktionswirtschaftliche Integration Europas. Eine Untersuchung über die Aussenhandelsverflechtung der europäischen Länder Anhang Praktische Volkswirtschaftslehre. Nachschrift nach den Vorlesungen des Prof. Alfred Weber, Heidelberg 1919 Die Wirtschaft Deutschlands [Die Bedeutung einer künftigen feindlichen Rohstoffsperre] Vorratswirtschaft und Rohstoffbelastung
Aktualisiert: 2022-06-30
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In diesen beiden Halbbänden werden insgesamt 652 zum größten Teil unveröffentlichte Briefe von und an Alfred Weber aus mehr als 30 Archiven und Bibliotheken präsentiert. Zu den Briefpartnern gehören u.a. Thomas Mann, Ernst Jünger, Max Brod, Karl Mannheim, Erich Fromm, Arnold Toynbee, Karl Jaspers, Graf Hermann Keyserling, Ludwig Curtius, Friedrich Meinecke, Friedrich Naumann, Prinz Max von Baden, Erich Ludendorff, Tomás G. Masaryk, Theodor Heuss, Lucius D. Clay, Erich Ollenhauer, Fritz Erler und Hugo Stinnes (vgl. auch Inhaltsverzeichnis).
Diese Briefedition versteht sich als eine "Dokumentenbiographie", in der die Briefe Zeugnisse einer persönlichen Kommunikationsgemeinschaft sind, eines politischen und intellektuellen Netzwerkes, das Weber, manchmal über Jahrzehnte, für seine Zwecke mobilisierte. So entsteht ein Panorama von Dokumenten geistiger Arbeitsprozesse, die Aufschluss über die Entwicklung seiner Projekte geben und Ausmaß und Wirkung seiner politischen und wissenschaftlichen Initiativen deutlich machen. Auf diese Weise erkennt man z.B. in seinen philosophisch-kultursoziologischen Briefen nicht nur Art und Intensität der Rezeption seines Werkes, sondern es wird auch deutlich, wie er in einer Heidelberger "République des lettres" auf andere Intellektuelle ausstrahlte oder selbst von ihnen beeinflusst wurde.
Um dieser Konzeption gerecht zu werden, entschlossen sich die Herausgeber, bei der Gliederung konsequent neue Wege zu gehen. Die Briefe Webers und die Gegenbriefe werden nicht, wie üblich, chronologisch abgedruckt oder gar nach Bänden getrennt, sondern nach Themenbereichen gegliedert: Kapitel I präsentiert 24 Briefe aus der Jugend- und Studentenzeit, Kapitel II 35 persönlich relevante Briefe, Kapitel IV 100 Briefe aus der philosophisch-kultursoziologischen Korrespondenz. Kapitel III, der politische Briefwechsel, nimmt bei einem "scholar-politician" wie Alfred Weber mit insgesamt 292 Briefen natürlich den größten Raum ein. Er ist zunächst chronologisch nach Epochen - von der Wilhelminischen Zeit bis zur Bundesrepublik -, innerhalb jeder Epoche aber wieder nach Themenbereichen gegliedert. Kapitel V (142 Briefe) behandelt Hochschulfragen wie Habilitationen, Berufungen und Lehrveranstaltungen, bietet aber nicht zuletzt auch instruktive Schülerbriefe an Weber. Kapitel VI (49 Briefe) umfasst die nach den einzelnen Veröffentlichungen Webers geordnete Verlags-und Herausgeberkorrespondenz.
Die Edition ist durchgehend kommentiert und mit einem biographischen Verzeichnis der Briefpartner, einem Fundstellenverzeichnis und einem Namensregister versehen. Nachträge zu den Bänden 5, 7, 8 und 9 der Gesamtausgabe runden den Band ab.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Alfred Webers monumentales Werk umfaßt neben der Kultursoziologie, deren Begründer er ist, zahlreiche andere Bereiche, in denen er als einer der letzten Gelehrten mit universalem Anspruch bahnbrechende Forschungsarbeit geleistet hat: Industrielle Standortlehre, Arbeits- und Betriebssoziologie, Bürokratieforschung, Politische Theorie und Geschichtsphilosophie. Als streitbarer politischer Gelehrter verfaßte er viele Aufsätze zur politischen Situation, die wichtige Aufschlüsse über die Lage in Deutschland vom Kaiserreich zur Bundesrepublik geben. Als Wissenschaftler mit einer großen Ausstrahlung sammelte er viele Schüler um sich, die später zu den bedeutenden Wissenschaftlern gehörten wie z.B. Karl Mannheim, Norbert Elias, Emil Lederer und andere.
Webers große Fragen beziehen sich auf die Veränderung des soziokulturellen Habitus in den einzelnen Kulturen und Völkern über die Jahrhunderte hinweg. Dieses Thema wurde in neuester Zeit von Norbert Elias und dem Soziologen Pierre Bourdieu wieder aufgegriffen. Auch Webers kulturkritische Aspekte haben nichts an Aktualität verloren.
Webers Arbeiten, die in den 50er Jahren hohe Auflagen erreichten, sind in Deutschland seit Jahren vergriffen. Sie sollen mit dieser Gesamtausgabe endlich wieder zugänglich gemacht werden. Die einzelnen Bände sind thematisch und chronologisch gegliedert, jeder Band hat eine eigene Einleitung, Band 1 auch eine Einführung in Werk und Person des Gelehrten. Eine Auswahl aus seinem Briefwechsel dokumentiert die Spannweite seiner persönlichen und politischen Beziehungen.
Editionsplan: Band 1: Kulturgeschichte als Kultursoziologie (1935/1950), ISBN 3-89518-101-3, 1997 Band 2: Das Tragische und die Geschichte (1943), ISBN 3-89518-102-1, 1998 Band 3: Abschied von der bisherigen Geschichte (1946)/ Der Dritte oder der Vierte Mensch (1953), ISBN 3-89518-103-X, 1997 Band 4: Einführung in die Soziologie (1955), ISBN 3-89518-104-8, 1997 Band 5: Wirtschafts- und Sozialpolitik (1897-1932), ISBN 3-89518-105-6, Mai 2000 Band 6: Industrielle Standortlehre (1908-1932), ISBN 3-89518-106-4, 1998 Band 7: Politische Theorie und Tagespolitik (1902-1933), ISBN 3-89518-107-2, April 1999 Band 8: Kultur- und Geschichtssoziologie (1909-1958), ISBN 3-89518-108-0, Februar 2000 Band 9: Politik im Nachkriegsdeutschland, ISBN 3-89518-109-9, Februar 2001 Band 10: Ausgewählter Briefwechsel, ISBN 3-89518-110-2, September 2003
Aktualisiert: 2022-06-30
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Diese letzte monographische Darstellung Webers ist charakterisiert durch eine Frontstellung gegennber der bereits zu dieser Zeit fortgeschrittenen Spezialisierung und empirisch-gegenwartsbezogenen Orientierung der Soziologie. Weber wendet sich darin gegen das Postulat der Wertfreiheit in seiner Absolutheit und stellt eigene methodische Grundlagen vor: die Konstellationsanalyse. Dabei werden auch verschiedene Aspekte der Soziologie, insbesondere "Teil- und Querschnittssoziologien", in Beiträgen von Weber selbst und einigen seiner "Schülern" ausführlich dargestellt.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Als politischer Denker verkörpert Alfred Weber die Kontinuität von Demokratie und Liberalismus vom Deutschen Kaiserreich zur Bundesrepublik. Webers Gedanken zur deutschen Sendung, die hier zum ersten Mal ohne die durch die Zensur bedingten Streichungen vorgelegt werden, gehören zu den wichtigsten Zeugnissen der deutschen Kriegspublizistik. Sein Hauptwerk Die Krise des modernen Staatsgedankens stellt nach Theodor Eschenburg die optimale Lösung des demokratischen Problems dar. Es präsentiert in Deutschland die angelsächsische Konzeption der Konkurrenzdemokratie, wie sie die heutige politische Praxis weitgehend bestimmt. Darüber hinaus regt Weber Reformen der Weimarer Verfassungspraxis an, u.a. die erst 1949 verwirklichte Kanzlerdemokratie, um so die Republik gegen die Angriffe ihrer antidemokratischen Gegner zu stabilisieren. Gleichzeitig kommentiert er in der Frankfurter Zeitung die deutsche Tagespolitik und warnt in Artikeln und öffentlichen Vorträgen bis zuletzt nachdrücklich vor den Gefahren einer nationalsozialistischen Machtergreifung. Außenpolitisch setzt er sich für eine enge europäische Zusammenarbeit ein. Die vorliegende Publikation ist durchgehend annotiert, verschiedene Beiträge werden zum ersten Mal veröffentlicht. Die Einleitung des Herausgebers behandelt Webers Rolle als politischen Theoretiker des deutschen Liberalismus.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Hinter den Titeln beider Werke verbergen sich universalhistorische, kultursoziologische Geschichts- und Gegenwartsdeutungen, Zeitdiagnosen, die Antwort geben sollen auf das Geschehen zwischen 1933 und 1945 und die Situation nach dem zweiten Weltkrieg. Abschied von der bisherigen Geschichte "ist geschrieben worden in der letzten Zeit des Krieges, als klar wurde, daß er ein die weitere Geschichte von Grund aus umwälzendes Ereignis werden würde." (A. Weber) Der Autor sieht die Deutschen und die Europäer "am Ende der bisherigen Geschichte, der Geschichte nämlich, die wesentlich vom Abendland her bestimmt war." Aus der Gegenwartskrise kommen seine Fragen nach dem geistig-kulturellen Standort Europas und die Suche nach einer neuen Wertordnung. Inhalt: 1. Sonderheit des Abendlandes - 2. Dogmenlockerung und Durchbrüche in die Tiefe (Dante, Leonardo, Michelangelo, Shakespeare, Cervantes) - 3. Das siebzehnte Jahrhundert: Redogmatisierung, Reflexion, Vereinsamung (Rembrandt) - Das achtzehnte Jahrhundert: Dogmatik, Aufklärung, seherische Sichten (Kant, Goethe) - 5. Das neunzehnte Jahrhundert: Explosiver Dynamismus. Geistige Zerreißung - Verlust der Tiefe - 6. Nietzsche und die Katastrophe - 7. Das Heute und die Aufgabe. Der Dritte oder der Vierte Mensch ist nach Alfred Weber sein "letztes Wort" zu "Mensch und Geschichte und die Wandlung der Menschen in ihr". Der "dritte" und der "vierte" Mensch sind Idealtypen, Konstruktionen, die Wesenszüge des herrschenden Menschentyps einer Epoche mit seinem geistig-kulturellen Habitus bestimmen sollen. Der "dritte Mensch" ist "der um Freiheit und Menschlichkeit integrierte Mensch" der Hochkulturen. Das Buch diagnostiziert die Gefahren, die diesem Menschentyp durch eine in immer stärkerem Maße technisierte, spezialisierte und entindividualisierte Welt der Moderne, durch "praktischen Nihilismus", Bürokratisierung, "Verapperatung", Funktionärstum, Weltverdichtung, Wanderungsbewegungen und Umweltgefährdung drohen (Gefahr des "vierten Menschen"). Inhalt: 1. Mensch und Erde in der Geschichte - Der Mensch und seine Wandlungen - 3. Die moderne Daseinsform und ihre Gefahren - 4. Mensch und Transzendenz - 5. Stellung zu Philosophie und Wissenschaft - 6. Zur objektiven Struktur des immanenten Transzendenzbereichs - 7. Rhythmisierung und Sinndeutung der Geschichte - Die Aussagen der bildenden Kunst.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Der Band umfasst insgesamt 65 Texte - darunter zwei Bücher -, die die Entstehung und das Wesen, das methodische Verständnis, die Hauptfragen und die bevorzugten Arbeitsfelder und -gegenstände der von Alfred Weber vertretenen Soziologie zum Mittelpunkt haben. Dazu kommen in einer erstaunlichen Themenvielfalt Publikationen mit einer praktischen Hinwendung zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.
In seiner Ganzheit bietet der Band immer wieder neue Einblicke in die geistige Werkstatt des originellen Denkers, voller Anregungen und geistiger Impulse, oft von erstaunlicher Frische und großer Aktualität. Webers Antworten auf drängende Gegenwartsfragen, wie auf solche nach dem historischen und geistig-kulturellen Standort der Gegenwart im Strom der Geschichte sind, ob sie überzeugen, Zweifel wecken oder zu eigenen Fragen und Antworten herausfordern, stets von großer Wahrhaftigkeit und ungemein belebend. Eine Veröffentlichung, die auch ein zusätzliches Licht auf die »großen« Werke des Autors wirft.
Die Texte sind in einem Zeitraum von sechs Jahrzehnten geschrieben worden. Neben bereits veröffentlichten, z.T. aber nicht leicht zugänglichen Texten, werden hier eine Reihe von archivarischen Dokumenten erstmals publiziert, so die von Zeitzeugen oft gerühmte Vorlesungsreihe »Kulturprobleme im Zeitalter des Kapitalismus« (1911/12) oder »Aufriß einer Kultursoziologie« (1927/28).
Aktualisiert: 2022-06-30
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Alfred Weber ist Vertreter der historischen Soziologie, die Gesellschaft und Kultur in ihrer geschichtlichen Entwicklung analysiert. Dabei stehen nicht die politischen Ereignisse im Vordergrund, sondern neben den sozialen und ökonomischen Strukturen vor allem der seelische Habitus und das Lebensgefühl, die Bereiche des Unbewußten und Irrationalen. Aus welchen politisch-ökonomischen Konstellationen entstehen bestimmte Kulturen? Wie und warum ändert sich der soziokulturelle Habitus des Menschen in den einzelnen Epochen? Woher kommt die einzigartige Dynamik des Abendlandes? Mit solchen Fragen geht Weber in der Interpretation der Geschichte neue Wege, die spannende und neuartige Einsichten vermitteln. Angesichts der zunehmenden "Verapparatung" in den bürokratischen Strukturen von Staat und Wirtschaft stellt Weber die Frage, ob und wie der Mensch seine Autonomie überhaupt noch bewahren kann.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Dieser Band umfasst Alfred Webers vielfältiges wirtschafts- und sozialpolitisches Schrifttum vor dem 2. Weltkrieg (mit Ausnahme der im Band 6 erschienenen standort- und rohstoffökonomischen Publikationen und Manuskripte). Einer chronologischen Grundorientierung folgend beginnt der Band mit Webers Arbeiten zu Hausindustrie, Heimarbeit und Arbeiterschutzgesetzgebung (u.a. der Dissertation von 1897 sowie der 1901 publizierten Antrittsvorlesung), fortgesetzt durch verschiedene Arbeiten zur Handels-, Kartell- und Gewerkschaftspolitik sowie durch vielfältige Vorträge und Arbeiten vor allem im Rahmen des Vereins für Socialpolitik. Sein aktives wirtschaftspolitisches Engagement wird kurz vor und besonders nach dem Ende des 1. Weltkrieges in einer Vielzahl von Vorschlägen zur Besteuerung, zur Sozialisierung und zur Lösung der Reparationsfragen deutlich. Zukunftsweisend erscheinen schließlich Alfred Webers Überlegungen zu einem industriellen und institutionellen Neuaufbau der deutschen Volkswirtschaft als Grundlage für eine Gesundung der wirtschaftlichen Beziehungen in Europa. Die aus unterschiedlichen Anlässen verfaßten Beiträge machen deutlich, daß sich Alfred Weber trotz seiner Hinwendung zu einer universalhistorisch konzipierten Kultursoziologie (seit etwa 1908) doch keinesfalls den wirtschaftspolitischen Aufgaben und Anforderungen seiner Zeit als engagierter Gelehrter und »homo politicus« entzogen hat.
I. Hausindustrie und Arbeitsschutz (1897-1901) 1. Hausindustrielle Gesetzgebung und Sweating-System in der Konfektionsindustrie (1897) 2. Das Sweatingsystem in der Konfektion und die Vorschläge der Kommission für Arbeitsstatistik (1897) 3. Neuere Schriften über die Konfektionsindustrie (1897) 4. Die Entwicklung der deutschen Arbeiterschutzgesetzgebung seit 1890 (1897) 5. Erwiderung [auf Franz Hitze] (1898) 6. Der Arbeiterschutz in der Konfektion und in verwandten Gewerben (1899) 7. Beschränkung der Heimarbeit in der Konfektionsindustrie (1899) 8. [Vorbemerkung zu Hausindustrie und Heimarbeit in Deutschland und Österreich] (1899) 9. [Vorbemerkung zu Hausindustrie und Heimarbeit in Deutschland und Österreich, Süddeutschland und Schlesien] (1899) 10. Einleitung. Die Entwicklungsgrundlagen der großstädtischen Frauenhausindustrie (1899) 11. Die Hausindustrie und ihre gesetzliche Regelung (1900) 12. Die volkswirtschaftliche Aufgabe der Hausindustrie (1901) II. Wirtschafts- und sozialpolitische Beiträge (1901-1914) 13. Zur wirtschaftlichen Lage in den tropisch-amerikanischen Staaten (1901) 14. Die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen Deutschland und Österreichs (1902) 15. [Wirkung und Ziele der Handelspolitik] (1902) 16. Deutschland und die Rohstoffländer (1902) 17. Die Arbeitslosigkeit und die Krisen (1902) 18. Deutschland am Scheidewg (1902) 19. Deutschland am Scheideweg. Eine Replik (1903) 20. Forderungen der Kartellpolitik (1903) 21. Die Kartellfrage (1901) 22. Deutschland und der wirtschaftliche Imperialismus (1904) 23. [Die Störungen im deutschen Wirtschaftsleben während der Jahre 1900 ff.] (1904) 24. [Das Verhältnisse der Kartelle zum Staat] (1906) 25. Agrarier und Reichsfinanzreform (1909) 26. [Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Gemeinden] (1910) 27. [Vorwort zu Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie] (1910) 28. [Probleme der Arbeiterpsychologie] (1910) 29. Gutachten über die Mannheimer Arbeitsrecht-Beschlüsse (1913) 30. Die Bürokratisierung und die gelbe Arbeiterbewegung(1913) 31. Neuorientierung in der Sozialpolitik (1913) 32. Das bedrohte Koalitionsrecht (1913) 33. Arbeitswilligenschutz (1914) III. Wirtschafts- und sozialpolitische Publikationen (1918-1932) 34. Besteuerung der hohen Einkommen? (1918) 35. Das Reich und die Besteuerung der hohen Einkommen (1918) 36. Die Sozialisierung des Bergbaus (1919) 37. [Zur Beratung der Reparationsfrage] (1932) 38. Deutschlands finanzielle Leistungsfähigkeit jetzt und künftig (1922) 39. Produktion, Handel und Konsum im deutschen Wirtschaftsleben (1927) 40. [Wandlungen des Kapitalismus] 41. Examensfragen an Hitler (1930) 42. Wirtschaftsfreiheit und Kapitalpolitik (1931)
Aktualisiert: 2022-06-30
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Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches ging Alfred Weber trotz seines hohen Alters - im Juli 1945 wurde er immerhin 77 Jahre alt - wieder in die Politik. Als Mitglied der SPD, Mitherausgeber der Zeitschrift »Die Wandlung« und Mitbegründer verschiedener politischer Vereinigungen, u.a. der »Aktionsgruppe Heidelberg«, engagierte er sich als ein »Soziologe der Freiheit« politisch und publizistisch für die Entnazifizierung und Demokratisierung Deutschlands. Seine programmatische Broschüre über den »Freien Sozialismus«, die er 1946 gemeinsam mit Alexander Mitscherlich veröffentlichte, steckte dafür den Rahmen bis zu seinem Tod im Jahre 1958 ab. In zahlreichen Vorträgen, Aufsätzen und politischen Aufrufen suchte er das an Freiheit und Selbstbestimmung orientierte Ideal des »Dritten Menschen« in der deutschen Gesellschaft durchzusetzen, er polemisierte gegen das Verhältniswahlrecht, propagierte die »Sozialistische Marktwirtschaft« als dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus, unterstützte die Gewerkschaften in ihrer Auseinandersetzung um das politische Mandat und kämpfte unermüdlich gegen die restaurativen Tendenzen in der Bundesrepublik. Am meisten hat sich Weber in der deutschen Frage profiliert. Nachdrücklich warnte er vor der Errichtung eines westdeutschen Teilstaats, lehnte mit einigem Schwanken während des Koreakriegs die einseitige Westorientierung der Bundesregierung ab und führte in den fünfziger Jahren eine jahrelange Kampagne für die Wiedervereinigung und Neutralisierung Deutschlands. Die vorliegende Edition von Webers politischen Schriften ist durchgehend annotiert, verschiedene Beiträge werden zum ersten Mal veröffentlicht.
Aktualisiert: 2022-06-30
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