1898 Maria
Rudolf Friedrich
Neben zwei, manchmal drei Kühen hatten die Kleinbauern einige Ziegen, Schweine, Gänse und Hühner. Sie waren Selbstversorger.
Eier, Milch, Butter und Käse verbrauchten die Bauern selber.
Einige Produkte verkauften die Frauen dann jeden Freitag auf dem Säulesmarkt in Haßfurt.
Säulesmarkt hieß der Markt, weil auch junge Schweine (Ferkel, oder Säuli) gekauft oder verkauft werden konnten.
Jeden Freitag fand in der Kreisstadt ein reges Treiben statt.
Die Geschäftsleute der Stadt stellten sich immer freitags auf den hohen Kundenstrom der Bauern, der umliegenden Ortschaften ein.
So begegneten sich die Menschen regelmäßig Woche für Woche.
So manche Ehe wurde hier in Haßfurt verschmust.
Allerdings achteten die Paare darauf, dass das Gesangbuch zusammen passte.
Die ordinierten Amtsträger achteten streng auf diese geläufige Ordnung.
Evangelische, die Protestanten oder auch Lutherischen genannt heirateten keinen Katholiken und umgekehrt.
Es kam vor, dass bei einer Tanzveranstaltung ein Mann seine Tanzpartnerin fragte, welcher Konfession sie angehörte. Wenn es die falsche Konfession war, verließen sie oftmals sogleich das Parkett. Als ein Renegat wollte niemand bezeichnet werden.
Nur verwegene Burschen trauten sich eine Andersgläubige zu hofieren.
Für manches verliebte Mädchen war die alte Tradition ebenfalls obsolet.
Den Schwestern von Barbara waren die strengen Regeln schon immer zu eng. Sie träumten davon, auf einem Fiaker durch die Straßen einer Stadt zu fahren, und einen gebildeten Mann an ihrer Seite zu haben.
Früh aufstehen, Kühe füttern und melken kannten sie aus ihrer Kindheit. Jetzt wollten sie das Stadtleben erkunden.