1903 und 1943
Mutter und Tochter im Gespräch
Marianne Brentzel
Ich war die Jüngste und die Letzte, die das Elternhaus verließ, schreibt die Autorin. In diesen Jahren habe ich (Jahrgang 1943) abends oft mit meiner Mutter (Jahrgang 1903) zusammengesessen. Mein Vater war immer schon gleich nach der Tagesschau in sein Zimmer verschwunden. Er nahm immer sehr starke Schlafmittel, wahrscheinlich um nicht ständig über sein Leben und die Schuld am Tod meiner Schwester nachdenken zu müssen.
Meine Mutter hat mir an diesen Abenden bei einem Glas Wein und viel zu vielen Zigaretten intensiv von früher erzählt. Ihr Leben vor ihrer Ehe war ein sehr besonderes und aufregendes. In Duisburg 1903 geboren, war sie die Zweitälteste im Kreis von sechs Kindern. Sie hatte Erfahrungen gemacht, die mich sehr interessierten. Als Kind erlebte sie schon den Weltkrieg, den wir heute den Ersten nennen.
Marie und Anne – Mutter und Tochter. Doch auch das Leben der Tochter entfaltet sich in den Gesprächen. Zwei Biografien miteinander und mit den politischen und wirtschaftlichen Ereignissen der jeweiligen Zeit verwoben.