Abenteuer Podberesje
Als Sohn eines Flugzeugkontrukteurs in Russland
Dieter Scheller
Alles begann…
…am 22. Oktober 1946. Sowjetisches Militär begehrte Einlass in eine Dessauer Wohnung, und es wurde dem Junkers-Konstrukteur Scheller mitgeteilt, dass er samt Familie und einigen Möbeln in wenigen Stunden nach Russland transportiert wird, um dort, wie Tausende Andere, im Bereich Flugzeugbau zu arbeiten.
So kam auch der damals zehnjährige Dieter in den abgelegenen Ort Podberesje (Unter den Birken). Er berichtet heute, was er alles an Widersprüchlichem, an Komischem und Tragischem besonders in den folgenden acht Jahren erlebte. Das ist ebenso spannend wie informativ, auch die Fotografien stehen für eine authentische Atmosphäre der Insider-Schilderungen.
Nun standen die russischen Kinder neugierig vor uns, schon äußerlich zu erkennen an der grauen oder dunkelblauen, gesteppten Wattekleidung, an den Walenkis (Filzstiefeln) und den Schapkas (Pelzmützen), meist mit dem Sowjetstern verziert. Diese Kleidung verlieh ihnen das Aussehen von Uniformierten. Die von den Schapkas heruntergeklappten Seitenteile zerstörten den letzten Rest von Individualität – eine äußerliche Erscheinung der Gleichmacherei im System. Doch bei den sinkenden Temperaturen waren wir bald froh, selbst auch so auszusehen. Hauptsache, die Kälte wurde abgewehrt.
Wir dagegen gaben Grund zum Staunen. Einigermaßen bunt gekleidet, fielen wir schon von weitem auf, aber von einer echt winterfesten Kleidung konnte keine Rede sein. Als Kopfbedeckung nur eine gestrickte oder gehäkelte Mütze zu tragen, durfte als todesmutig gelten.
Eines hatten wir gemeinsam: uns trennte eine undurchdringliche Sprachbarriere.