Actio Reactio
Werner Lieberknecht / Fee Vogler
Katja Dannowski, Werner Lieberknecht
Neben ihren Zeichnungen und den Schwarzweiß-Glasbildern beschäftigt
Fee Vogler die Arbeit mit Körpern im Raum. Die ehemalige HfBK-Studentin
kombiniert Naturalien und kleinere Objekte zu Collagen und Assemblagen.
Ihr Atelier gleicht einer Kunst- und Wunderkammer, einem Mikrokosmos
wuchernder Material- und Formstudien. Wie aber kann man das fotografieren?
Ist das überhaupt möglich? Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt des
Gemeinschaftsprojektes von Fee Vogler und Werner Lieberknecht.
Für das Experiment ACTIO REACTIO übereignete die Künstlerin dem
Fotografen in mehreren Durchläufen die Schlüssel sowohl zu ihren Atelierals
auch ihren Wohnräumen und ließ ihn selbst entscheiden, welche und wie
genau er die dort vorgefundenen Objekte mit der Kamera aufnimmt. Werner
Lieberknecht fotografierte in der Vergangenheit bereits die Arbeitsräume zahlreicher
Künstler (u. a. Glöckner, Göschel), das Interieur ist ihm seit 30 Jahren
vertraut. Doch erfuhren die Atelierstreifzüge Lieberknechts dieses Mal eine Erweiterung,
fand eine Art »Rückaneignung« statt, indem Fee Vogler die Resultate
der fotografischen Erkundungen wiederum für die Erschaffung neuer
Collagen und Tableaus verwendete. Die Kreativität des Einen wurde zugleich
Impuls für den Anderen, auf eine Aktion folgte eine Reaktion und andersrum.
ACTIO REACTIO wirft nicht zuletzt auch den Begriff der Autorenschaft
auf sich selbst zurück: Wer genau ist hier der Künstler, was das Kunstwerk?
Und wo liegen die Grenzen zwischen fotografischer Reproduktion und
künstlerischem Ausdruck? Damit greift das Gemeinschaftsprojekt Aspekte
der Urheberschaft und der Verwertung auf und fügt sich sicher in das
diesjährige Programm des Ausstellungsraumes mit dem Titel »Fotografie
als Medium« ein. Katja Dannowski