AIDS als Herausforderung für die Theologie
Eine Problematik zwischen Medizin, Moral und Recht
Klaus Lüdicke, Frank Sanders
Mehr als 20 Jahre sind seit der Entdeckung des HI-Virus vergangen und aus der Distanz ist es beeindruckend, in welcher Geschwindigkeit die Medizin Licht in das Dunkel einer bis dahin unbekannten Krankheit bringen konnte. Dennoch sind die aktuellen epidemiologischen Daten erschreckend: Etwa 26 Millionen Menschen fielen der Krankheit bisher zum Opfer. Weltweit sind gegenwärtig nahezu 40 Millionen mit dem HI-Virus infiziert. Dieser Provokation kann und darf sich auch die Theologie und Kanonistik nicht entziehen.
Auf der Basis des aktuellen medizinischen Kenntnisstandes und der Auswertung der verbreiteten gesellschaftlichen Wahrnehmung dieser Krankheit werden die daraus resultierenden zentralen theologisch-ethischen und kanonistischen Fragestellungen diskutiert.
Eckpunkt dieser Reflexsion ist zum einen die Aussage, dass es sich bei AIDS um eine „Strafe Gottes“ handle, und zum anderen die Forderung eines kirchlichen Eheverbotes für die vom HI-Virus Betroffenen. Unter dem Postulat einer klaren Abgrenzung von Moral und Recht wird der Frage nach den bleibenden Herausforderungen für Kirche, Theologie und Kanonistik im dritten Jahrzehnt mit HIV und AIDS nachgegangen