Lebensangst – Todesangst
Akademie Völker und Kulturen
Der Umgang mit dem eigenen Leben und seine Gestaltung war in der Zeit der Vortragsreihe 2021/22 der Akademie Völker und Kulturenkeineswegs fraglos. Die Pandemie war in vollem Gang, die in diesem Band dokumentierten Vorträge mussten teilweise digital durchgeführt werden. Mit dem Virus hatte sich plötzlich verschärft, was auch vorher schon spürbar war: Das Leben verlangt heutzutage nach Sicherungen, die Bedrohungen und Einschränkungen in jeder Form grundsätzlich ausschalten sollen.
In einer solchen gesellschaftlichen Grundstimmung mit ihrer unbekümmert fröhlichen Glückssuche stellt sich die Frage nach einer Lebensgestaltung, die nicht aus Angst vor dem möglichen und drohenden Schmerz und Leid in eine Starre verfällt, die das Leben nicht mehr genießen und in seiner Vielfarbigkeit annehmen kann. Mit der Angst vor Tod und Einschränkung in all seinen Spielweisen kann ja so übertrieben umgegangen werden, dass sie letztlich auch zu einer Lebensangst wird und so gerade dem vielgestaltig auftretenden Tod in die Arme spielt.
Die Anlage und Perspektive der Vortragsreihe sollte sich dieser Ambivalenz widmen: Welche Anweisungen und Ausrichtungen für das Leben hier und jetzt bieten Religionen und Institutionen an – in Pflegeeinrichtungen und der Krankenhausseelsorge unseres Landes, in Begräbnisriten Ghanas oder in einer philosophisch gläubigen Sicht von Freiheit.