Allein durch den Glauben
Kein Konsens in der Rechtfertigung
Hanns Leiner
Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung hat gerade in der Bayerischen Landeskirche eine Welle der ökumenischen Euphorie ausgelöst. Die Landessynode hat ihr einstimmig zugestimmt.
Dabei rechtfertigt der Text der Erklärung diese Begeisterung keineswegs. Als Ergebnis langer Konsensverhandlungen steckt er voller Unklarheiten und Kompromisse. Zentrale lutherische Bekenntnisaussagen – insbesondere das ‚ALLEIN aus Glauben‘ – wurden dem Konsens geopfert bzw. nur als lutherische Sonderlehre bezeichnet, die Rechtfertigungslehre nicht als das Kriterium aller Lehre anerkannt, vielmehr daneben noch andere Kriterien als für Katholiken verpflichtend ausdrücklich genannt; die guten Werke werden nicht klar von der Rechtfertigung selbst unterschieden. Konsequenzen für das gegenseitige Verhältnis der Kirchen nicht gezogen.
Deshalb müssen wir vor der Zustimmung zu dieser verschwommenen Erklärung warnen und an das Proprium und Herzstück lutherischen Bekenntnisses erinnern. Die Einheit der Kirche darf nicht durch verschleiernde Konsensformeln erschlichen werden. Sie kann nur das Ergebnis ehrlicher und klarer Übereinstimmung sein. Es gilt: ‚Um Gottes willen – Klarheit!‘ (E. Jüngel)
Herausgeber Hanns Leiner, geb. 1930, Studium der Theologie in Neuendettelsau, Erlangen, Heidelberg und Gettys-burg/Penn&ylvania, Assistent an der Augustana-Hochschule, Geraeindepfarrer in der Diaspora, 30 Jahre Religionslehrer am Gymnasium, jetzt im Ruhestand; 1. Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der Lutherischen Kirche; verschiedene Veröffentlichungen.