Am Ende angekommen
Dargestellt am wahnhaften Dunkel der Männerporträts des Thomas Bernhard
Ria Endres
Am Ende angekommen sind die Männer – ihre „Schöpfungen“, diese folgenreichen Aufblähungen ihrer künstlichen Fruchtbarkeit. Die wuchernde Produktionshemmung beweist sich in den Ritualen der Wiederholung, im Schreibzwang, in der Ästhetisierung des Wahnsinns.
Am Beispiel der österreichischen Autors Thomas Bernhard vollzieht Ria Endres die schmerzliche Operation der Erkenntnis. Sie entziffert die „dunklen“ Texte des Autors, der wegen seiner Fixierung an die ungeschriebenen und wirksamen Gesetze des Patriarchats anschreibt: dem universalen Herrschaftsanspruch gehorsam gegen die Natur, gegen die Gesellschaft, gegen Kunst und Wissenschaft.
„Dem automatischen Gehen wird der Vorrang gegeben, denn dieses, immerhin, garantiert Bewegung. Und – der Automatismus ist ja schon seit Jahrzehneten eingerastet. Das Moment des Weitergetriebenwerdens wird allerdings zur Qual. Die Körper funktionieren innerhalb der Maschine des psychischen Apparats als Räderwerk. Manchmal dreht die Maschine durch.“
Thomas Bernhard – Gehen: „… aber nein, kurz bevor wir, wie ich glaubte, den Bahnhof betreten, um uns auf eine dieser Bänke zu setzen, macht Karrer kehrt und rennt auf die Friedensbrücke zu, sagt Oehler, rennt, sagt Oehler mehrere Male, rennt auf die Friedensbrücke zu, am Kleiderhaus Zum Eisenbahner vorbei auf die Friedensbrücke und von dort in den rustenschacherschen Laden, mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit, sagt Oehler.“
„Das Herumgehen in der Stadt Wien ist längst zum Ritual geworden, aus dem es keinen Ausweg gibt. Die Wege führen immer wieder vorbei an den Orten der unbewältigt gebliebenen Geschichte.“