Am Himmel wie auf Erden
Werner Bergengruen, Nicolaus U. Buhlmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Gudrun Trausmuth
Berlin 1524. Aus der Sternenkonstellation liest der Gelehrte Carion eine bevorstehende Flutkatastrophe. Obwohl der Kurfürst die Bedrohung verschweigen will, tauchen Gerüchte auf, Rettungsstrategien oder Fluchtmöglichkeiten werden im Volk ersonnen, magische Praktiken des alten wendischen Stammes sollen helfen. Von Panik bis zum Tanz des Trotzes im Angesicht des Todes erzählt Werner Bergengruen alle Spielarten menschlichen Verhaltens unter Druck. In der Angst vor der allgemeinen Bedrohung vollziehen sich individuelle Schicksale in verdichteter Weise, streben auf Lösung oder Vernichtung hin. Der Kurfürst, der im Ehebruch lebt, zerbricht an der eigenen Verhärtung, seine angebliche Gerechtigkeit zeigt sich als Lüge.
Wie Carion erkennt, kann der Einzelne seine innere Freiheit gegenüber der Bedrohung bewahren, wenn er einen letzten Halt für sich entdeckt: „Er rang um die Kraft, sich ein einverstandenes Ergreifen auch des strengen Schicksals als ein dauerndes Besitztum anzueignen. Er machte den Vorsatz, was auch geschehen mochte, dem Willen der Gottheit eine Stätte innerhalb des eigenen Willens zu bereiten, ja, endlich diesen ganz von jenem verzehren zu lassen und an solcher Übereinstimmung unabweichlich festzuhalten. Und er fühlte, wie sich ein Friede in ihn ergoß …“