Am Holländerkopf
Erzählung
Karin Klee
„Liebe vergeht, Hektar besteht“, sagt Rainhold Holländer, der „Dicke“. Der Mensch und das Land – das ist eine lebenslange Verbindung, bei der einer auf den anderen Einfluss nimmt. Wie jeder Mensch birgt jeder Landstrich seine Geschichten, in Rom und New York genauso wie am Holländerkopf im Hochwald. Geschichten, über Leben, Sterben und Tod, die sich auf sandigem Lehmboden, hinter Bruchsteinwänden oder in Scheunen abspielen. Die Geschichten sind verbunden mit dem Land, das wie der schwere Boden an den Menschen kleben bleibt. Joachim Alt findet Rainhold Holländer in dessen Scheune erhängt auf. Bei dem „Dicken“ war in der Jugend Schizophrenie diagnostiziert worden. Der Ökobauer Joachim ließ den Kontakt aber seither nie abreißen und half Holländer, wo er konnte. Die Erzählung schildert im Rückblick die letzten Jahre aus der Sicht von Joachim Alt, seiner Frau und den Kindern. Holländers persönliche Aufzeichnungen sind Einschübe im Fluss der Erzählung. In ihnen kehrt er sein Innerstes nach außen. In der Kapitelabfolge reihen sich so zwei in Zeitfolge, Sprache und Schriftart unterschiedliche Erzählstränge aneinander. Darin spiegeln sich Außen- und Innenwelt, Vergangenheit und Gegenwart.