Amerika ist anders
Studien zum Amerika-Bild in deutschen Reiseberichten des 20. Jahrhunderts
Ulrich Ott
Der Bericht über Reisen in die USA ist in der deutschen Literatur stets eine beliebte Untergattung der Reiseliteratur gewesen, die es an Quantität wie auch Qualität fast mit den «Italienischen Reisen» aufnehmen kann. Die Ambivalenz zwischen Bewunderung und Widerwillen, die eine Konstante der europäischen Amerika-Vision darstellt, gründet in der Funktion Amerikas als Spiegel europäischer Hoffnungen und Ängste.Vor dem Hintergrund des in den letzten Jahren intensivierten Diskurses über die erkenntnis- und literaturtheoretischen Probleme der Interkulturalität, der den Text als Paradigma für die Funktion von Fremde in literarischer Darstellung begreifen will, versucht die vorliegende Arbeit, die vielfältigen Strategien nachzuzeichnen, mit denen deutsche Amerika-Berichterstatter des 20. Jahrhunderts ihr authentisches Amerika-Erlebnis zu bewältigen suchten. Mit welchen Ausdrucksmitteln gelingt es den Autoren, sich von tradierten Wahrnehmungsschwerpunkten beziehungsweise von eingefahrenen Sehweisen, kurz: dem kollektiven Amerika-Mythos, zu distanzieren, um die Neue Welt jenseits starrer projektiver und ideologischer Verzerrungen wirklich neu zu entdecken?