AN SO VIELE WIE MICH
Traumnotizen
Dieter Sperl
Den Ausgangspunkt von Dieter Sperls „Halbschlafgeschichten“ bilden Notizen, die der Autor – meist noch in der Nacht – unmittelbar nach dem Aufwachen aufzeichnete. Erweitert lediglich um funktionale Erzählelemente dient solches Material als Stoff für Geschichten, in denen Realien oder aus Medien Aufgeschnapptes ins Fantastisch-Surreale verrückt erscheinen. Wir lesen von einem Donald Trump, der aus der Hand serviert, wie einst der Tennisstar Michael Chang oder von einem Christian Steinbacher, der fünfzehn Gedicht-Fichten im Garten anpflanzt. Wir finden Jean Paul Belmondo als Steinfigur am Lenkrad in einem Wagen im Kärntner Lavanttal, erfreuen uns an einem Suppeneinlagenmix aus Grießnockerl und Leberknödel oder wir erfahren von der Idee, eine Textarmee zu gründen, um Österreich von schlechter Literatur zu befreien. Über die Aufzeichnung gelangt Sperl zu einer Art objektivierender Selbstbeobachtung und im Bewusstsein, alle und alles in seinen Träumen Auftauchende zugleich sein zu können, schließt er an die von ihm in früheren Büchern erprobten Konzepte erweiterter Biographie bzw. der Darstellung eines entgrenzten All-Bewusstseins an. Im dichterischen Nachvollzug individueller Traum-Emergenzen kreiert Dieter Sperl ein waches und bewegliches Modell gesellschaftlicher Projektionen heute.