André Ficus
Gestern ist nirgendwo
André Ficus, Heike Frommer, Lothar Woelfle
Otto Dix gab ihm den Rat, den Bodensee zu verlassen – hier könne man als Maler keinen Erfolg haben. Doch André Ficus blieb, 1946 in Friedrichshafen angekommen, sein Leben lang. Der gebürtige Berliner, der für seine atmosphärischen Bodensee-Aquarelle gefeiert wurde, haderte lange mit seinem Wohnort und seinem Image als „Bodenseemaler“. Als kubistisch inspirierter Künstler malte er lieber in poetisch-melancholischen Bildern den mediterranen Süden und später menschenleere Städte in den USA.
Das Rote Haus Meersburg zeigt anlässlich des 100. Geburtstags von André Ficus eine Retrospektive, in der seine Kunst erstmals mit seiner Biografie verknüpft wird. Der überraschende Fund eines Briefwechsels, den Ficus mit einem Freund über 50 Jahre hinweg geführt hatte, gibt Anlass zu einer neuen Lebenserzählung des Malers. Die Briefe belegen, wie sehr sich der als intellektuell und weltläufig bekannte Künstler innerlich von der Welt zurückzog. Stets war er auf der Flucht in ein Land der Erinnerung, das er aber nicht finden konnte: Gestern ist nirgendwo.