Andromede (1612)
Wissenschaftliche Edition der Dramen von Caspar Brülow, Band 1
Caspar Brülow, Carola Hertel, Winfried Woesler
Caspar Brülow (1585-1627) kam 1611 an die berühmte Straßburger Akademie. Er übernahm es zu den Akademie-Feiern nach Johannes (24. Juni), zu denen die Straßburger Bürger eingeladen wurden, ein neulateinisches Theaterstück zu schreiben. Von Brülow stammen sechs Dramen mit alttestamentlichen oder mythischen Stoffen: „Andromede“ (1612), „Elias“ (1613), „Chariclia“ (1614), „Nebucadnezar“ (1615), „Julius Caesar“ (1616) und „Moses“ (1621). Die „Andromede“ wurde am 13. oder 14. Juli 1612 und – ungewöhnlich – ein zweites Mal am 27. August aufgeführt. Für die Lateinunkundigen erschien am 1. Juli eine Reimpaarübersetzung von Isaac Fröreisen, zudem wurde für die Aufführung noch ein deutsches Szenar, eine Inhaltsangabe der einzelnen Akte, gedruckt. Alle Texte sowie die Abschnitte „Entstehung“ und „Aufnahme“ und Anmerkungen bietet die vorliegende Edition.
Das Drama wurde vor Tausenden von Zuschauern mit großem Pomp aufgeführt, z.B. flog Perseus vom Theaterhimmel, um für Andromede mit dem Meeresungeheuer zu kämpfen; dieses wurde am Schluss öffentlich verbrannt. Es gibt eine zeitgenössische Beschreibung der fast sechsstündigen Inszenierung. Die feierlichen Chorgesänge komponierte Christoph Thomas Walliser. Sie umfassen bis zu sechs Stimmen und gelten als Anfang der Oper im deutschsprachigen Raum. Diese Musikalien werden von der Straßburger Musikwissenschaftlerin Carola Hertel ediert und erläutert.