Aneurysmaentwicklung nach Aortendissektion
Eine retrospektive Vergleichsstudie zwischen konservativer und operativer Behandlung von Aortendissektionen Typ-B nach Stanford
Nadine Jessica Nink
Aortendissektionen (AOD) stellen lebensbedrohliche Krankheitsbilder dar. Trotz inten-siver Weiterentwicklung diagnostischer und therapeutischer Ansätze sind Patienten durch vielfältige Komplikationen in der initialen Akutphase und im postinterventionel-len Verlauf bedroht.
Im Studienzeitraum vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2011 wurden 35 Patienten (65,3 ± 12,92 Jahre, 28,6% weiblich) mit gesicherter Typ-B-Dissektion an unserer Klinik behandelt. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem klinischen Outcome, Überlebens- und Reinterventionsrate im Kurz- und Langzeitverlauf sowie CT-morphologischen Veränderungen bezüglich Aortendiameter, wahrem und falschem Lumen (TL/ FL). 29 Patienten wurden initial mit Schmerzen, jeweils ein Patient mit Apoplex und Paraplegie, sowie jeweils vier Patienten mit Ischämien der Extremitäten und Viszeralorgane aufgenommen. Drei Patienten waren bei instabilen Kreislaufver-hältnissen katecholaminpflichtig. Es erfolgte bei 28,6% eine konservative und bei 68,6% eine operative Therapie (konventionell, endovaskulär, Kombinationseingriffe). Zur Beurteilung von Diameter sowie TL und FL wurden Messungen an sieben definierten Schnittebenen mittels multiplanarer Rekonstruktion durchgeführt.
Die 30-Tage-Letalität lag bei 11,4% (4/35). Todesursache waren Multiorganversagen (n=2) und zerebrale Minderperfusion (n=1), ein Patienten verstarb präoperativ. Die Ka-plan-Meier-Analyse zeigte nach sechs Jahren eine Überlebensrate von 79,7% und eine Reinterventionsfreiheit von 69,1%. Im Langzeitverlauf kam es bei zwei Patienten zu einer Konversion zur endovaskulären Therapie. Bei 15 Patienten (acht operativ, sieben konservativ) konnten über einen Kontrollzeitraum von 1,47 – 5,95 Jahren Messungen an CT-Bildmaterial durchgeführt werden. Es kam bei 14 von 15 Patienten zu einer Zunah-me des Aortendiameters, thorakal durchschnittlich um 6,6 mm in der operativen Gruppe und um 9,4 mm in der konservativen Gruppe. In der operativen Gruppe war eine Regre-dienz des FL thorakal und abdominal zu verzeichnen, in der konservativen Gruppe kam es bei fünf von sieben Patienten abdominal zu einer Zunahme des FL. Insgesamt fand sich eine Aortenexpansion in 63,3% der Schnittebenen mit dissezierter Aorta.
Initial hohe Morbiditäts- und Mortalitätsraten, sowie Komplikationen und Reinterven-tionen im Langzeitverlauf verdeutlichen die Komplexität dieses Patientenkollektivs und die Notwendigkeit für regelmäßige CT-angiographische und gefäßchirurgische Kon-trolluntersuchungen.