Angelsächsische Studien zu Geschwisterbeziehungen im Überblick
Carolin Thönnissen, Johanna Weiß
Eine klar konturierte Geschwisterforschung gibt es noch nicht, doch widmen sich Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im angelsächsischen Sprachraum vermehrt dem Wirkfaktor Geschwisterbeziehung. Die Ergebnisse sind hierzulande bis heute nur wenig zur Kenntnis genommen worden, obwohl sie durchweg beachtlich sind.Die Forschungen belegen zweifelsfrei: Geschwisterlichkeit ist eine starke soziale Einflussgröße. Viele Kinder und Jugendliche leiden darunter, wenn sie das Auseinanderbrechen der Familie und den Wechsel an einen neuen Lebensort ohne den Beistand ihrer Geschwister durchstehen müssen. Geschwister brauchen die haltgebende Verbindung zueinander. Sie zu stützen ist die Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe.Die Zahl der durch Jugendhilfemaßnahmen getrennten Geschwister, die wenig Kontakt zueinander haben, ist international immer noch hoch. Dabei sind Platzmangel und eine ungeeignete Infrastruktur vor dem Hintergrund der Kinderrechte als Begründungen für eine Trennung kaum hinnehmbar. Es ist an der Zeit, die Belange von Geschwistern systematisch zu berücksichtigen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen der vorgestellten Forschungsarbeiten bieten konkrete Orientierung im Kontext von Unterbringungsentscheidungen und bei der Gestaltung von Hilfen.