Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart
Rahel Uhlenhoff
Waldorfpädagogik, anthroposophische Medizin, biologisch-dynamische Landwirtschaft und ethisch-ökologisches Bankwesen leisten gern konsumierte sowie gelegentlich gewürdigte Gesellschaftsbeiträge und bilden mit diesen im Kontext der Alternativkultur eine Bewegung: die anthroposophische Bewegung. Wenig bekannt sowie geschätzt ist bislang jedoch, dass neben dieser pluralen Bewegung auch eine öffentliche Gesellschaft existiert: die Anthroposophische Gesellschaft. Und heute zunehmend zitiert, aber kaum kanonisch rezipiert ist die Inspirationsquelle beider, Rudolf Steiners Philosophie vom Menschen: die Anthroposophie.°°Rudolf Steiner hat die Anthroposophie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst als Philosophie formuliert, dann zu ihrer Pflege eine Gesellschaft gegründet und schließlich aus dieser heraus berufspraktische Anregungen gegeben. Die Akteure der anthroposophischen Philosophie, Gesellschaft und Bewegung blicken anlässlich seines 150. Geburtstagsjahres auf eine nunmehr 100-jährige Wirkungsgeschichte zurück. Und die akademische Esoterikforschung beginnt nun, die Anthroposophie rückwärts von den Praxisfeldern über die Gesellschaftsgeschichte bis zu ihren Philosophiequellen zu erschließen. Der Sammelband Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart möchte zu dieser jüngst eröffneten Debatte einen Beitrag zum Dialog zwischen akademischer und anthroposophischer Wissenschaft leisten. Er bietet Laien wie Akademikern eine systematische Einführung in Kontext, Genese, Idee und Wirkungsgeschichte der anthroposophischen Philosophie, Gesellschaft und ihren Praxisfeldern.