Arabische Stilistik
Kristina Stock
Die „Arabische Stilistik“ soll in erster Linie Nichtmuttersprachlern helfen, sich in verschiedenen kommunikativen Situationen auf Arabisch angemessen auszudrücken. Gleichzeitig soll der Blick für stilistische Besonderheiten des Arabischen geschärft werden, um so mit wachen Augen (und Ohren) sprachliche Schönheiten wahrnehmen und genießen zu können. Auch, um besser Texte zu begreifen, die nicht selbst verfasst, sondern lediglich rezipiert werden, wie politische Reden oder poetische Reflektionen. Zu Beginn des Buches steht eine Einführung in die Entwicklung der Stilbetrachtung innerhalb der arabischen Gelehrtenwelt, die bis heute ihre Eigenständigkeit gegenüber der auf antiken Vorbildern fußenden internationalen Stilforschung bewahrt hat. Eine Darstellung der aus drei Lehrgebieten bestehenden arabischen Rhetorik ist daher unentbehrlich. Da diese jedoch bereits Gegenstand etlicher arabischsprachiger Lehr- und Handbücher ist, werden hier im Sinne einer praktisch orientierten, gegenwartsbezogenen Stilforschung auch nichtarabische Betrachtungsweisen einbezogen und Stilnormen (z. B. Präzision) sowie Stilebenen und Stilfärbungen (z. B. Ironie, Gespreiztheit) näher erläutert. Die sich anschließende Beschreibung einzelner Textsorten (z. B. Briefe, Vertragstexte, politische Reden, Pressemeldungen, Gebrauchsanweisungen, Gedichte) soll dem Benutzer einen Leitfaden in die Hand geben, um das Arabische beherrschen zu lernen oder zumindest besser zu verstehen. Dabei wird nie vergessen, dass Stil auch auf Intuition beruht und daher eine ausgeprägt subjektive Komponente hat, die im Grunde keine Pauschalisierungen zulässt. Bei Übersetzungen beispielsweise empfiehlt es sich, gemeinsprachliche Stilzüge dem Stilempfinden der Zielsprache mehr oder weniger anzupassen, während Individualstilistisches unbedingt erhalten bleiben sollte. Diese Differenzierung ist jedoch erst möglich, wenn der Übersetzer mit den allgemeinen stilistischen Besonderheiten der Sprache und denen der vorliegenden Textsorte vertraut ist. Natürlich gibt es einen typisch arabischen Stil genau so wenig wie einen typisch deutschen, obgleich sich bestimmte Charakteristika mitunter sogar über die Grenzen verschiedener Funktional- und Zeitstile hinweg beobachten lassen. Die hier vorgenommen Verallgemeinerungen sollen dem Leser zur Orientierung ein Raster an die Hand geben und ihn befähigen, Stilmittel zu verstehen und gezielt einzusetzen.