Arbeit sichtbar machen
Strategien und Ziele in der Kunst seit 1970
Friederike Sigler
Obwohl sich die neue Arbeitswelt laut zahlreicher Theorien an künstlerischer Arbeit – autonom, flexibel, kreativ – orientiert, blieben vertiefende Untersuchungen über das Verhältnis von Kunst und Arbeit in der Kunstgeschichte bisher aus. Die Dissertation bietet erstmals einen solchen Ein- und Überblick über künstlerische Positionen und ihre Verfahren, sich mit dem komplexen Themengebiet Arbeit ausgehend von den 1970er Jahren zu beschäftigen. An der Schwelle, an der die industrielle Arbeit beginnt, sukzessive der neuen Dienstleistungsgesellschaft zu weichen, und erneut um die Jahrtausendwende, an der sich neoliberale Politiken und globale Ungleichheiten zuspitzen, interessieren sich Künstler*innen verstärkt für Arbeit. Sie lokalisieren, so die These, die Eigenschaften, aber auch die Schattenseiten der Arbeitswelt und entwickeln komplexe Verfahren, um diese sichtbar zu machen. Dazu greifen sie auf eine spezifische künstlerische Praxis zurück, mit der sie Arbeit auf inhaltlicher und technischer Ebene zugleich adressieren.
Entlang dieser Verschränkungen ist die Untersuchung in drei große Kapitel aufgeteilt, die zugleich den künstlerischen Strategien des Sichtbarmachens entsprechen: Streiken, Arbeiten und Delegieren. Analysiert werden diese Strategien an der Praxis verschiedener Arbeits- und Streikkünstler*innen von Gustav Metzger über Jeremy Deller, Chantal Akerman und Mierle Laderman Ukeles bis zu Harun Farocki und Santiago Sierra.