Archäologische Stätten
Kosmoramen von Hubert Sattler
Raimund Kastler, Wilfried K. Kovacsovics, Peter Laub, Gerhard Plasser
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich auf akademischem Boden auch die Archäologie als eigenständiges Fachgebiet mit verschiedenen Disziplinen (Urgeschichte, Klassische Archäologie, Ägyptologie etc.) etabliert. Spektakuläre archäologische Entdeckungen, zugänglich gemacht in illustrierten Expeditionsberichten, begeisterten nicht nur das Fachpublikum, sondern eben auch weitere Kreise. Daneben galten prestigeträchtige Grabungsunternehmen und die Präsentation von Funden in Museen auch als wichtige Elemente imperialistischer Selbstdarstellung, besonders unter den konkurrierenden europäischen Großmächten.
Hubert Sattlers (1817-1904) Kosmoramen mit archäologischen Stätten sind aber auch Zeugnisse einer ersten touristischen Welle, die die historischen Denkmale der Kulturen des Mittelmeerraumes und Amerikas erreichte. Was vorher nur verwegenen Abenteurern oder Forschern vergönnt war, wurde nun zum erreichbaren Reiseziel des Bildungs-(groß-)bürgertums. 1841, also zur Zeit der Reisen Sattlers, begründete der Brite Thomas Cook die touristische Pauschalreise. Sattlers Kosmoramen nehmen eine Mittlerrolle ein zwischen präziser wissenschaftlicher Dokumentation, künstlerisch aufgeladenen Landschaftsdarstellungen und touristischen Kinowerbespots.