Arzneimittellehre
Julius Berendes, Pedanios Dioskurides
Kein Reprint. Unter allen den Schriften dieser Zeit ragt das Werk des Anazarbeers wohltuend und erhaben nach jeder Richtung hervor, die in fünf Büchern abgefasste Arzneimittellehre ist die umfangreichste und beste des ganzen Altertums. Galen, der als Kritiker mit seinem Lobe sehr zurückhaltend ist, sagt (XI p. 794): „Aber der Anazarbeer Dioskurides hat in fünf Büchern über die gesamte Arzneimittellehre in nutzbringender Weise geschrieben, indem er nicht nur die Kräuter behandelt, sondern auch die Bäume, Früchte, die natürlichen und künstlichen Säfte und überdies Metalle und tierischen Substanzen anschließt. Mir scheint in der Tat die Lehre von den Heilmitteln von Allen am vollkommensten vorgetragen zu haben.“ Dioskurides hatte sich die Aufgabe gestellt, die gebräuchlichen Arzneimittel aus allen drei Naturreichen nach Gestalt und Wirkung zu beschreiben; diese Aufgabe hat er dem Standpunkte seines Zeitalters gemäß vollständig gelöst und sich dadurch das unbestrittene Verdienst erworben, die zu einem unübersehbaren Chaos von Kompositionen ausgeartete Heilmittellehre vereinfacht, die sogen. Polypharmazie in ihre richtigen Grenzen beschränkt zu haben. Die große Bedeutung des dioskuridesschen Werkes liegt auf zwei Gebieten, auf dem botanischen und pharmakologischen, doch muss bei ersterem stets im Auge behalten werden, dass Dioskurides keine Botanik, sondern eine Arzneimittellehre zum Gebrauche für die Ärzte, also ein Arzneibuch schreiben wollte. Es ist das reichhaltigste des Altertums an spezieller Botanik und galt lange Zeit für vollständig.