„Asylshopping“ und „Flüchtlingswellen“
-- ein Vergleich des Migrationsdiskurses in Deutschland und Australien
Helen Sibum
Sprache wird nach wie vor oft unterschätzt. Sie ist nicht bloß neutrales Mittel der Kommunikation, sie kann Meinung machen – jeden Tag sind wir Zeuge solcher meist kaum merklichen Prozesse. Wie Politik und Medien über ein bestimmtes Thema kommunizieren, prägt letztlich die Alltagsverständigung und damit das Denken der Menschen. Als Beispiel dient hier der Diskurs über Flüchtlinge und Migration in Deutschland, verglichen mit der Situation in Australien. Im Sinne der Kritischen Diskursanalyse wird aufgezeigt, dass die selbe Rhetorik, die selben Argumentationsstrategien, die selben Metaphern und gar einzelne Schlagwörter, die den australischen Diskurs unter der Regierung John Howards bestimmten, sich auch in Europa verfestigten, wo zu jener Zeit die Debatte über die „Festung Europa“ und eine gemeinsame Asyl- und Einwanderungspolitik besonders intensiv war. Die Untersuchung dieser Zusammenhänge soll verdeutlichen, welche Einflussnahme schlicht durch den konsistenten Gebrauch einer bestimmten Sprache möglich ist. Sie ermutigt Rezipienten im Kommunikationsprozess dazu, sich kritischer zu verhalten, Manipulation als solche zu erkennen und somit alternative Denkweisen und Handlungsmöglichkeiten zu bewahren.