Aufklärung und Vernunftkritik
Die Begründung des Programms der Aufklärung in Kants ,Kritik der reinen Vernunft’
Sebastian Gembler
Kants „Kritik der reinen Vernunft“ gilt vielen – wenn nicht allen – Philosophen und philosophisch Interessierten als das Grundbuch der modernen Philosophie, – wer würde bestreiten, dass die „Kritik“ dies ist? Wer Philosophie studiert oder an (fach-)philosophischen Diskussionen teilnehmen möchte, der wird zumindest die Grundaussagen dieses wichtigen Werkes kennen müssen. Bisher konnte man nun feststellen: Wer dieses grundlegende Werk der modernen Philosophie liest, der interessiert sich wohl hauptsächlich für die Erkenntnistheorie bzw. Metaphysik Kants. Es wurde nämlich bis heute oft nicht (hinreichend) beachtet, dass auch die „Kritik“ wichtige Äußerungen Kants zur Aufklärung enthält. Mehr noch: Es gibt nicht wenige Textstellen in der „Kritik“, die nahelegen, dass Kant bereits in dieser Schrift seine Aufklärungsphilosophie begründet – und nicht erst in dem Aufklärungsaufsatz oder der kleinen Schrift „Was heißt: sich im Denken orientieren?“.
Kant begründet schon hier – in der „Kritik“ – alle wichtigen Ideen der Epoche der (deutschen) Aufklärung. Das wird in dieser Arbeit ausführlich gezeigt. Gearbeitet wird mit einer Typologie der Ideen der Epoche der (deutschen) Aufklärung, die Norbert Hinske zusammengefasst hat. In diesen Ideen spiegelt, kristallisiert sich das Programm der Epoche der Aufklärung.
Es geht also nicht hauptsächlich darum, die philosophische Reflexion zu untersuchen, um zu zeigen, dass es sich bei der „Kritik der reinen Vernunft“ um eine Aufklärungsschrift handelt; vielmehr soll vorranging gezeigt werden, dass Kant alle Ideen der Epoche der Aufklärung begründet oder zumindest thematisiert. Es wird also auf diese Weise die „Kritik der reinen Vernunft“ als Aufklärungsschrift gelesen.