Aufstieg und Fall der sowjetischen Planwirtschaft. Experiment einer Wirtschaft ohne Eigentum
Mehrdad Payandeh
Russland wurde während der längsten Zeit seiner Geschichte von einer extremen Form der Autokratie beherrscht, die dem Zar die unbegrenzte legislative, rechtsprechende und exekutive Macht zuschrieb. In allen Etappen der russischen Geschichte vor der Revolution gab es keinen substantiellen Versuch, die politischen Strukturen des Reiches zu modernisieren und die Entstehung der Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft zu fördern. Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Bürgerrechte, Schutz und Förderung des Eigentums, Regeln und Prozeduren der modernen bürgerlichen Gesellschaften spielten auch vor der Machtergreifung der Bolschewiki keine zentrale Rolle in der russischen Gesellschaft. Die bolschewistische Herrschaft setzte diese Willkürmacht fort, jedoch unter einem ideologischen Vorzeichen.
Die Oktoberrevolution 1917 erweckte bis zum Untergang des sozialistischen Systems die Hoffnung von Millionen von Menschen auf eine gerechte und gleichsam überlegene Alternative zum Kapitalismus. In mehr als 70 Jahren wurde ein planwirtschaftliches System aufgebaut, dessen Kern antiindividualistisch und gegen Eigentum und Geld ausgerichtet war. Payandeh zeigt in seinem Buch die Bedingungen auf, die zum Aufstieg und Fall der sowjetischen Planwirtschaft geführt haben. Anhand zahlreicher historischer Fakten und statistischer Zahlen belegt er, dass die erhoffte Alternative eine trügerische war.