Ausgrabungen im Niederlausitzer Braunkohlenrevier
2011/2012
Franz Schopper
Archäologen forschen tiefgründig. Das soeben erschienene Buch stellt dies in doppelter Bedeutung unter Beweis. Schwerpunkt sind darin zwei Großgrabungen der letzten Jahre im Lausitzer Tagebau in nämlich bis zu 20 Meter Tiefe. Ein Wissenschaftlerteam berichtet über die Jagd- und Schlachtplätze vom Ende der Saale-Eiszeit im Tagebau Jänschwalde. Mit einem Alter von bis zu 130.000 Jahren sind die entdeckten Knochen vom Bison, Elch und Pferd sowie Feuersteinartefakte die bisher ältesten im Land Brandenburg. Ziemlich jung hingegen, aber bereits aus der Zeit unserer Urgroßeltern, ist der vom Tagebau Welzow-Süd aufgeschlossene Braunkohlentiefbau. Hier wird die aufregende montanarchäologische Untersuchung der unter Tage entstandenen Schächte, Strecken und Abbaukammern der Grube „Mariannensglück“ geschildert. Während die Welt des frühen Neandertalers unter den Sedimenten zweier Warmzeiten und einer Kaltzeit förmlich untergegangen ist, wurde hier bei mitunter gleißendem Sonnenlicht dokumentiert, was die Bergleute damals nur im Schein ihres Geleuchts sehen konnten. Außerdem wird die Rekonstruktion eines Hügelgrabes aus der Jungsteinzeit bei Cottbus und eine Vielzahl anderer Ausgrabungen vorgestellt. Zahlreiche unter Dünen und Kiefernwäldern gefundene Ackerspuren beweisen, dass fast die ganze Niederlausitz schon einmal wortwörtlich umgepflügt ist.
Wer sich nicht nur für archäologische Funde, sondern auch für Gebrauchsspurenanalysen oder Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie an Hölzern zur Klimarekonstruktion interessiert, wird hier fündig.