Ausschlussmethode & Falenspiel
Trainingshandbuch 2
Mark Dvoretsky, Artur Jussupow
Manchmal ist es sehr schwer, alle Folgen des geplanten Zugs zu berechnen, aber es ist oft auch nicht nötig! Viel einfacher ist es, sich zu überzeugen, dass unser Zug sinnvoll ist, keine sofortige Widerlegung hat und alle anderen Züge dagegen schlecht oder wenigstens deutlich schwächer sind. Schließlich sparen wir damit Zeit und überzeugen uns gleichzeitig, dass unsere Entscheidung richtig ist. Solch eine Methode, Entscheidungen zu treffen, kann man „Ausschlussmethode“ nennen.
Unter „Fallenspiel“ versteht man den bewussten Versuch, den Gegner zum Fehler zu provozieren. Wir verführen ihn zu einer verlockenden oder wenigstens natürlichen Fortsetzung, aber wir haben dazu eine nicht offensichtliche Widerlegung geplant.
Das Thema „Das Spiel auf Fallen“ ist in der Schachliteratur schlecht beleuchtet. Dort redet man normalerweise nur davon, wie man der Falle entgehen und dem Zug ausweichen kann, der eine versteckte Widerlegung hat. Ich glaube, es ist ein etwas anderes Problem, dem die zwei ersten Teile dieses Trainingshandbuches gewidmet sind. Die meisten Beispiele, die die Aufmerksamkeit gegenüber gegnerischen Möglichkeiten trainieren sollen, entwickeln ausgerechnet die Fähigkeit, den gegnerischen Fallen zu entgehen.
Hier reden wir über die Kunst, Fallen zu stellen, das ist deutlich schwieriger. Dafür müssen wir nicht nur verstehen, wie unser Gegner denkt und wie er spielen will, sondern auch gleichzeitig einen schwachen Punkt in seinen Plänen finden, der selbstverständlich nicht offensichtlich sein darf (sonst kann man nicht auf Fehler hoffen). Es ist klar, dass dies nur Spieler mit sehr scharfem taktischen Blick können.