Autopoiesis und Pistis
Zur theologischen Relevanz der Dialogtheorien des Radikalen Konstruktivismus
Matthias Wallich
Daß Radikaler Konstruktivismus und relationale Theologie nur auf den ersten Blick unversöhnlich erscheinen, wird in dem hier skizzierten interdisziplinären Dialog deutlich werden. Da der Basissatz der relationalen Theologie „Gott ist die Liebe“ (1. Joh 4,16b) lautet, da also von der mitmenschlichen Beziehung Gott ausgesagt wird, berührt der Dialog über den Dialog kein theologisches Randthema, sondern die zentrale Frage nach der Denk- und Erfahrbarkeit Gottes innerhalb des kontruktivisitschen Paradigmas. Relationale Theologie, die Dialogizität in ihren Letztmöglichkeiten zu begreifen sucht, führt das Erkennen bis an die Grenze seiner Konstruktivität, zu der Dimension der Nichtmachbarkeit, des Geschenks. Ihr Insistieren auf dem Moment des Unverfügbaren innerhalb der mitmenschlichen Beziehung, auf dem Paradox des Unbedingten im Bedingten, begründet ihre Relevanz für den Radikalen Konstruktivismus, so daß relationale Theologie als theologische Grundlagenforschung und allgemein-humane Orientierungswissenschaft einen Platz innerhalb des radikalkonstruktivistischen Diskurses erhalten kann.
Matthias Wallich gelingt eine übergreifende Analyse konstruktivistischer Denkansätze von Heinz von Foerster und Humberto R. Maturana bis zu Gebhard Ruschs Verstehenskonzept. Neben der Differenzlogik George Spencer Browns wird u. a. auch das Dialogverständnis der Systemischen Therapie, von Paul Watzlawick, Gregoty Bateson, Klaus Krippendorff und Niklas Luhmann diskutiert. Gebhard Rusch hat zu der Arbeit ein Geleitwort verfaßt.