Autoritäre Lust
Antiimperialismus und Sexualität seit den 1970er Jahren
Vojin Sasa Vukadinovic
Judith Butlers 2005 auf Deutsch erschienene Essaysammlung Gefährdetes Leben soufflierte dem Queer-Aktivismus einen Kurs, den dieser prompt bereitwillig eingeschlagen hat. Die Forderung, der westliche Feminismus solle „im Horizont eines antiimperialistischen Egalitarismus“ neu ausgerichtet werden, war jedoch nichts Neues: Kehrseiten der Emanzipationsbewegungen, die auf die Revolte von 1968 gefolgt waren, hatten sich in Westdeutschland schon in den 1970er Jahren abgezeichnet. Damals bildeten sich radikale Milieus aus, die autoritären Vorstellungen von „Befreiung“ anhingen und sich vor allem am Linksterrorismus orientierten. Sie standen im starken Kontrast zur Politik der Frauen- und Schwulenbewegung, auch wenn sie sich bisweilen deren Rhetorik bedienten.
Autoritäre Lust ist die erste Darstellung dieses Phänomens – dargelegt am Beispiel der antiimperialistischen Szene der alten Bundesrepublik, die in der sogenannten „Metropole“ eine „Front“ entfalten wollte und daran scheiterte.