Ballade einer vergessenen Toten
Liza Cody, Martin Grundmann
London. Deprimiert von verlorenen Träumen hockt Schriftstellerin Amy im Café, als der alte Song im Radio kommt: »See Jesse Tomorrow« von Elly Astoria, deren Mörder nie gefasst wurde.
In Amy keimt die Idee, sich als Biografin zu versuchen. Sie recherchiert und spricht mit Leuten, die dabei waren, als Ellys Songs die Charts anführten und jeder ein Duett mit ihr wollte. Die Geschichten widersprechen sich. War SisterHood überhaupt eine richtige Band? Sex-Appeal hatte nur Sängerin Madeline, der Rest war höchstens begabt. Ihr Agent, dieser windige Ganove, kam frisch aus dem Knast. Und dann der schreckliche Mord …
Aufschlussreiches und Widersprüchliches, Charmantes und Verstörendes fügen sich zu einem Kaleidoskop ohne Gewähr. Oft fehlt die Mitte: Elly selbst scheint seltsam unsichtbar. Amy kann bloß die Schnipsel nebeneinanderlegen, und die ergeben kein geschmeidiges Ganzes, sondern ein schräges Puzzle mit Widersprüchen, Leerstellen und tiefschwarzen Flecken. Schlaglichter fallen auf Mythos und Realität des Showbiz. Filmische Fragmente, Spekulation und Dokumentation rangeln miteinander. Die Rolle der Ermittlerin wächst Amy ständig über den Kopf … bis sie sich schließlich selbst verändert.
Liza Cody spielt erneut mit den Grenzen des Genres und jongliert mit Erzählweisen, wie nur sie es kann: mitreißend, sachlich, ironisch, zart, manipulativ und wahrhaftig – aber gibt es überhaupt eine Wahrheit?