Bauforschung – Wissenschaft zur Anwendung
Festschrift zum 60. Geburtstag von Michael Raupach
Ein Buchtitel soll, der Definition nach, auf die Botschaft an sich hinweisen. In Zeiten von Twitter, WhatsApp und ähnlichen, stark im Zeichenumfang begrenzten Sofortnachrichtendiensten sollte man doch meinen, dass das Finden eines kurzen, prägnanten Titels keine Schwierigkeiten bereitet. Dem war bei der vorliegenden Festschrift nicht so. Neben einigen unkonventionellen Vorschlägen, die die Hallen der Titelfindungskommission besser nicht verlassen, stand kurzfristig Was Sie schon immer über Stahlkorrosion wissen wollten im Raum. Obwohl mit 54 Zeichen bedingt kurznachrichtenkonform, weiß jeder, der Michael Raupach kennt, dass das viel zu kurz greift. Werfen wir also einen kurzen Blick auf die Person, die mit dieser Festschrift geehrt wird: Michael Raupach, Bauingenieur, Professor der RWTH Aachen, Ehrenprofessor der Universität Ningbo, Forscher, Berater, Gutachter, Lüdinghausener, Radfahrer, Tennisspieler, Whiskyconnaisseur, Kollege und Freund. Auch diese Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit ebenso wenig wie mit der Reihenfolge eine Gewichtung beabsichtigt ist. Lassen Sie uns trotzdem beim Bauingenieur anfangen und hier gilt tatsächlich am Anfang war der Stahl, oder vielmehr die Erkenntnis, dass nicht alles, was glänzt so beständig wie Gold ist. Ganze Heerscharen von Eisenatomen wurden in immer ausgeklügelteren Versuchsaufbauten von Michael Raupach ihrer äußeren Elektronen beraubt, um schlussendlich tiefe Korrosionsnarben in den einst stolzen Produkten heimischer Walzwerke zu hinterlassen. Natürlich, alles im Namen der Forschung. Eng verknüpft mit dieser Zeit ist das Forschungsprojekt F933, quasi die X-Akten des ibac, dessen Unterlagen noch heute wie ein Kleinod gehütet werden und nur einem handverlesenen Kreis zugänglich sind. Obwohl diese grundlegend wissenschaftliche Tätigkeit immer schon einen direkten Anwendungsbezug hatte, wechselte Michael Raupach 1993 vollständig in die Anwendung, zunächst in die Geschäftsführung des Ingenieurbüros Sasse • Schießl • Fiebrich • Raupach und kurze Zeit später zum Inhaber des Ingenieurbüros Prof. Schießl • Dr. Raupach Consulting • Engineering. Von dort wurde er 2000 auf das Lehr- und Forschungsgebiet Baustoffkunde – Bauwerkserhaltung und Instandsetzung am Institut für Bauforschung (Nachfolge Prof. Sasse) berufen. Mit der Aufnahme des Dienstgeschäfts ging eine deutliche Verbreiterung in den Forschungsschwerpunkten einher. Neben der Stahlkorrosion standen nun auch Fragen z. B. im Bereich Oberflächenschutzsysteme an, sowie der im Jahr zuvor angelaufene Sonderforschungsbereich 532 „Textilbewehrter Beton“, der etwa die Hälfte der Arbeitsgruppe für die nächsten 10 Jahre beschäftigen sollte. Andererseits schließt sich hier ein Kreis, nämlich Forschung für das Bauwesen mit gleichberechtigtem Fokus auf Wissenschaft und Anwendung, was bis heute die Arbeiten am ibac prägt und uns letztendlich zum Titel dieser Festschrift leitete.