Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur
Hermann Hettner, Friedrich Maximilian Klinger
Klingers letzte Schrift, die Spitze der philosophischen Romane und der Abschluß seines gesamten schriftstellerischen Denkens und Wirkens, waren seine Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur (Leipzig 1803 bis 1805). Obgleich scheinbar wirr und abspringend durcheinandergeworfen, sind sie, wie der Verfasser selbst sehr bestimmt hervorhebt, doch von durchaus einheitlichem Geist und Sinn.
Peinvoller und dennoch siegreicher hat selten jemand den schweren Kampf zwischen Dichter und Weltmann bestanden als Klinger. Nie hat er im Trubel und Lärm der rauschenden Weltbegebenheiten den Blick und die ideale Begeisterung für die letzten und höchsten Ziele der Menschheit, nie im Glänze des Hofes seine warme Volks- und Freiheitsliebe, nie unter den Fährlichkeiten einer vielfach ausgesetzten, hohen amtlichen und gesellschaftlichen Stellung seinen tiefen sittlichen Ernst, seine unbeugsame Charakterstärke entweiht und verleugnet.
Wie kann der Deutsche solche Schätze seiner Literatur übersehen und vergessen? Nur die Maximen und Reflexionen Goethes sind vergleichbar. Klinger ist nicht so tief und in sich harmonisch wie Goethe; aber sein Merken und Sinnen geht nicht bloß auf die innere Welt der Bildung, Sitte, Wissenschaft und Kunst, sondern auch auf die großen Fragen und Anliegen des öffentlichen Lebens, auf den Gang der Politik und der Geschichte.