Bewegte See
Maritimes Kino 1912-1957
Hans-Michael Bock, Wolfgang Jacobsen, Jörg Schöning
Schiffe – Häfen – Meere: Kein anderes Sujet hat das Kino so sehr inspiriert wie die See. Mehr als 600 Produktionen mit maritimen Stoffen lassen sich allein für die deutsche Filmproduktion vor 1945 nachweisen. Während frühe Dokumentaraufnahmen den „Filmschauplatz See“ vorrangig als Aufmarschgebiet der europäischen Seestreitkräfte vor und im Ersten Weltkrieg präsentieren, verklären Spielfilme ihn als einen Ort des internationalen Luxus und Vergnügens.
Unter Berücksichtigung internationaler Verflechtungen und lokaler Schwerpunkte erkunden Filmhistoriker und Kulturwissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Großbritannien und den Niederlanden die zeitgeschichtlichen Hintergründe sowie die motivgeschichtlichen Ausprägungen des maritimen Genres. Kunstgeschichtliche Voraussetzungen – Stichwort „Seestücke“ – werden ebenso thematisiert wie die marinegeschichtlichen Rahmenbedingungen, unter denen mediale Darstellungen der Seestreitkräfte zustande kamen. Dokumentarische wie fiktionale Repräsentationen geraten dabei gleichermaßen ins Blickfeld – als wichtige Zeugnisse zur Kulturgeschichte einer wachsenden Mobilität und Globalisierung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – wobei der zeitliche Rahmen von der „Titanic“-Katastrophe 1912 bis zum Untergang des letzten deutschen Frachtseglers „Pamir“ 1957 reicht.