Bewegungen in Unsicherheit / Unsicherheit in Bewegung
Ökonomische Untersuchungen
Birger P. Priddat
Ökonomische Prozesse haben nicht mehr die Eindeutigkeit und Gewissheit, wie wir sie bisher gelehrt bekamen. Das ökonomische Wissen simuliert Zusammenhänge, die wir – gerade wenn sie in die Zukunft weisen – nicht wissen, aber dennoch entscheiden (Priddat: Wissen/Nichtwissen). In drei weiteren Abhandlungen werden Entscheidungsfiktionen in Ungewissheitslagen thematisiert (Geipel über merger & acquisitions-Prozesse, Locher über innerorganisatorische Wahrnehmungsstörungen in Banken der Finanzkrise, und Schumacher über die Alltagssemantiken der Finanzmarktakteure und deren daraus entspringendes Entscheidungsverhalten). Alle vier Abhandlungen zeigen – auf unterschiedliche Art – eine Verschränkung von Fiktion, Kommunikation und Entscheidung, die in der Ökonomik relativ neu ist.
Weiterhin setzt sich Lingg sich mit den Schwarmerklärungen und einer darauf aufbauenden „Soziophysik“ auseinander, Fochler mit der Zukunft der Arbeit, d.h. mit den organisatorischen Veränderungen der „nächsten Zukunft“ und Kamm/Seele entwickeln eine neue Theorie der Institutionendynamik, in der sie D.C. North’s Institutionenökonomie mit der Bourdieu’schen Habitustheorie koppeln.
Alle Abhandlungen arbeiten mit neuen Unterscheidungen, verfolgen ungewöhnliche Fragen und gehen über die Begriffsraster der Ökonomik produktiv hinaus.
Inhalt
Kapitel 1
Julian David Oliver Geipel
Fiktionen und Märkte – Entscheidung unter Unsicherheit
am Beispiel von strategischen M&A-Prozessen
Kapitel 2
Maximilian Locher
Blinde Blindheit. Ein organisationstheoretischer Erklärungsansatz
für die Entstehung der Finanzkrise 2007/2008
Kapitel 3
Jan-Lasse Schumacher
Mindsets und Entscheidungsheuristiken von Fondsmanagern
und Investmentbankern
Kapitel 4
Andreas Lingg
Die Grenzen der Ansteckung. Möglichkeiten der Soziophysik
Kapitel 5
Miriam Fochler
Zur Zukunft der Arbeit. Perspektiven auf Arbeit
in Organisationen – ein Kommentar zu Dirk Baeckers
Entwurf einer Theorie der nächsten Gesellschaft
Kapitel 6
Patricia Kamm und Peter Seele
Institution und Habitus: „Spielregeln“ bei
North und Bourdieu in vergleichender Perspektive
Birger P. Priddat
Wissen/Nichtwissen. Die überschätzte Ökonomik