Bild Gottes
Ulrich Dickmann, Kees Waaijman
DIE REIHE FELDERKUNDUNGEN LAIENSPIRITUALITÄT:
»Laienspiritualität« richtet sich auf jene Dimension spiritueller Erfahrung, die mit dem Menschsein selbst gegeben ist. Da diese ursprünglich (»primordial«) ist, kann es für sie keine »Spezialisten« geben. Sie fasst etwas von vornherein Eigenständiges, ist weder aus spirituellen Formen institutionalisierter Religion ableitbar noch aus einem Gegensatz zur Spiritualität ordinierter Amtsträger. Die Themen-Bände der Reihe »Felderkundungen Laienspiritualität« nehmen einzelne Bereiche des zu vermessenden Feldes »Laienspiritualität« in den Blick. Die Beiträge aus unterschiedlichen Disziplinen und Praxisbezügen sind suchende Verortungen, die zu weiteren Reflexionen einladen wollen.
ZU DIESEM BAND:
Wir sind umringt von Bildern. In ihnen drücken wir uns selbst aus. Näher ist uns unser Spiegelbild (aber bin ich das wirklich?), noch näher unser Selbstbild, kostbarer Schatz an verborgenem Ort. Am dichtesten auf die Haut aber rückt uns das »Bild Gottes«, das wir sind. Wir können zu ihm nicht auf Abstand gehen, denn das sind wir. Alle anderen Bilder lenken uns im Alltag so sehr ab, dass das »Bild Gottes« darunter begraben wird.
Der Mensch als »Bild Gottes« ist vielleicht das Kernmotiv von Laienspiritualität. Denn hier werden wir fragenderweise zurück¬getrieben ins zutiefst »Eigene«: unser Menschsein selbst im Lichte Gottes. Diese Felderkundung sondiert das Erfahrungsgebiet unserer Bildwerdung, Bildentfaltung, fokussiert auf die grundlegendste primordiale Ebene: Jeder Mensch ist geschaffen als Gottes Bild – kein Exemplar einer Gattung, sondern ein Mensch in seiner Einzigartigkeit. Zeugnisse von unter die Haut gehenden (nicht ganz) alltäglichen und literarischen Begeg¬nungen schärfen die Augen für »einen Menschen«, der nichts anderem gleicht und doch überraschend viel mit mir gemein hat. Der Blick auf die (nach)biblische Tradition wirft ein neues Licht auf ein Grundmotiv der Spiritualität: Die Frage jedes Menschen an sich selbst: »Was ist der Mensch?« öffnet uns stets neu die Augen für seine unersetzbare Begabung und Verantwortung, formt in uns ein tiefes Erspüren Gottes. Dabei schauen wir bei allem, was wir hierüber sagen, immer aus einer bestimmten Perspektive. Menschsein wird für jeden Menschen eine Frage bleiben. Aber innerhalb ihres Horizonts können authentische und ursprüngliche Intuitionen an die Oberfläche kommen, die stärker sind als gewachsene Standpunkte und abgenutzte Schemata.
Mit Beiträgen von:
Inigo Bocken, Ulrich Dickmann, Rianne Jongstra, Burkhard R. Knipping, Wolfgang Christian Schneider, Kees Waaijman