Bilder der Erinnerung
Über Trauma und Erinnerung in der literarischen Konzeption von Herta Müllers ,Reisende auf einem Bein’ und ,Atemschaukel’
Sanna Schulte
Die literarischen Texte der rumäniendeutschen Schriftstellerin Herta Müller stellen aufgrund ihrer Dichte und ihres Bilderreichtums eine Herausforderung für die Literaturwissenschaft dar. Besonders die präzise Darstellung der Mechanismen der Erinnerung und der Traumatisierung macht die Veröffentlichungen der Autorin zur Ausnahmeerscheinung in der deutschen Gegenwartsliteratur.
Diese Dissertation fokussiert Herta Müllers Erinnerungspoetologie und untersucht die Bedeutung des Traumas und der Erinnerung in der Konzeption von Herta Müllers erzählenden Texten ,Reisende auf einem Bein’ und ,Atemschaukel’. Die Texte lassen sich als ‚Widerhall des Grauens‘ charakterisieren, da sie von historischen Verfolgungssituationen Zeugnis ablegen. Sie veranschaulichen darüber hinaus den Widerhall des Grauens, der sich in den Menschen vollzieht, die Traumatisches erlebt haben. Die inneren Vorgänge gelangen zur Darstellung und zeigen die Spuren, die ein traumatisches Erlebnis hinterlassen hat. Die Erinnerung wird zu einer größeren Qual als das erinnerte Erlebnis selbst: Das Grauen ist sein Widerhall.