Bildungstheoretische und Pädagogische Schriften – 1949-1967
Heinz J Heydorn, Irmgard Heydorn, Hartmut Kappner, Gernot Koneffke, Edgar Weick
Das humanistische Bildungsprinzip ist ohne Bindung an eine Klasse. Die bürgerliche Klasse als Bildungsschicht einer Epoche kommt nie zurück. Ihr Verwesungsprozeß, das Herauskriechen des Chaos aus ihrem Leibe, bildet den Gegenstand der deutschsprachigen Weltliteratur dieses Jahrhunderts. Es gilt, jede Kraft einzusetzen, um aus der Substanz, dem entfremdeten Leben, Zukunft zu entbinden; die Basis der klassischen Gymnasien ist brüchig geworden, sie trägt nicht weiter. Humanistische Bildung ist kein sublimes Glück der wenigen, sondern Frage nach dem Letzten als Kriterium der Humanität. Aus dem Begriff des Menschen, aus seiner Verwirklichung, ist niemand entlassen. In diesen Zeiten hat sich die Wahrheit des Auftrags zu erweisen; seines ursprünglichen gesellschaftlichen Ortes enthoben, ist das klassische Gymnasium freigesetzt wie nie zuvor. Humanistische Bildung ist realer Humanismus, indem sie das der menschlichen Möglichkeit inadäquat Gewordene fortwirft zugunsten des Menschen.