Blumen auf Granit
Eine Irr- und Lehrfahrt durch die deutsche Psychoanalyse
Gaby Sohl, Dörte von Drigalski
Was „Der chemische Knebel“ für die Psychiatrie, das ist „Blumen auf Granit“ für die Psychoanalyse: eine durch eigene Erfahrung gefestigte Grundsatzkritik an einem nicht unumstrittenen zeitgeistgemäßen Therapieverfahren und eine schonungslose Offenlegung dessen Gefahren und Manipulationsmöglichkeiten. Mit Adressen von Selbsthilfegruppen, Schlichtungsstellen und Internetseiten
Geleitwort
Als dieses Buch 1980 zum ersten Mal erschien, löste es eine Lawine von Zuschriften und Zeitungsartikeln aus. Der radikalste deutsche Klassiker der Psychoanalysekritik hat leider nichts von seiner Brisanz verloren: Heute gilt die Psychoanalyse, anerkannt von allen deutschen Krankenkassen, immer noch unangefochten als ‚Edeltherapie Nummer 1‘. Kritik an den Ausbildungsmethoden der Analyse, der sogenannten Lehranalyse, soll – wenn überhaupt – lieber hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Dörte von Drigalskis öffentliche ‚Abrechnung‘ mit ihrer eigenen Lehranalyse verbindet in anschaulicher Sprache drei Blickwinkel zu einem einzigartigen Dokument moderner Therapiekritik:
* es vermittelt fundierte Grundkenntnisse über die Methodik der klassischen Lehranalyse
* es führt eine schonungslose Diskussion über die Schäden sogenannter Kunstfehler, die im psychotherapeutischen Bereich immer noch tabuisiert werden
* es erhält besondere Brisanz durch das persönliche Engagement der Autorin, die hier ihr eigenes Zu-Schaden-Gekommen-Sein dokumentiert.
Es gibt bis heute kein vergleichbar tiefgehendes und persönliches Werk der Grundsatzkritik an der renommiertesten Therapiemethode unserer Zeit. Der zunehmende Konkurrenzkampf auf dem Therapiemarkt fordert zwar ethische und fachliche Qualitätsdiskussionen, weicht den Fragen nach Mängeln, Fehlern und auch Anmaßungen der Psychotherapie allerdings oft aus. Hier ist „Blumen auf Granit“ eine wertvolle Orientierungshilfe für Therapiesuchende, Geschädigte, ÄrztInnen und TherapeutInnen.
Gaby Sohl, Berlin