Booms, Busts und blinde Flecken
Zwischen Krisentheorie und Systemkritik
In Zeiten sozialer und ökonomischer Unsicherheit befindet sich die Politik in einem Erklärungs- und Legitimationszwang. Die Frage nach dem Fundament gesellschaftspolitischer Entscheidungen muss dringender denn je beantwortet werden. In dieser Situation bietet sich die New Austrian School of Economics (NASE) als theoretische Alternative zum Mainstream der Ökonomik an. Ihr eigener Entwurf richtet sich vor allem gegen eine lockere Geldpolitik. Im Buch werden die Geschichte, der theoretische Kern und das Umfeld der Österreichischen Schule der Nationalökonomie analysiert. F. Quaas weist nach, dass es eine durchgängige Kohärenz innerhalb dieser Schule zu keiner Zeit gegeben hat. F. Arglist diskutiert die Hayeksche Gerechtigkeitskonzeption unter der Fragestellung, ob sie heutigen Ansprüchen gerecht wird. Am Beispiel der Grundeinkommens-Diskussion zeigt S. Thieme auf, dass ein wichtiger Zugang zur sozialen Frage verloren geht, wenn die individuelle Selbsterhaltung nicht thematisiert wird. Dem Postulat der Neutralität des Geldes und der daraus resultierenden Dichotomie von Finanz- und Realwirtschaft innerhalb der Mainstream-Theorie setzt K. Müller den Entwurf einer in Ansätzen bei Marx und Keynes vorhandenen monetären Produktionswirtschaft entgegen – als eine dem kapitalistisch-marktwirtschaftlichen System passendere Charakteristik. Die enge Verschränkung von Demokratiekritik und Unternehmerbild in der Gesellschaftskonzeption Schumpeters wirft nach R. Goyk ein neues Licht auf die oftmals zitierten – und leichtfertigerweise der Österreichischen Schule zugerechneten – Aussagen zur „schöpferischen Zerstörung“. Der theoretische Beitrag Schumpeters besteht in der Darstellung von Innovationen als Ursache für wirtschaftliche Schwankungen, aber auch für Krisen. R. Scholz verortet ihn innerhalb der verschiedenen Konjunkturtheorien und erinnert an eine seiner modelltheoretischen Umsetzungen. L. Bräutigam zieht eine Parallele zwischen modernen Erklärungen der Eurokrise und dem theoretischen Konzept von Tugan-Baranowsky. G. Quaas rekonstruiert die Hayeksche Idee einer Umstrukturierung der Volkswirtschaft aufgrund freiwilligen Sparens mit Hilfe eines Mengenmodells und weist nach, dass damit eine für alle Volkswirtschaften gültige Viabilitätsbedingung verletzt wird. Unter Verwendung von zeitreihenanalytischen Methoden untersucht R. Köster die besonders von der NASE proklamierte empirische Relevanz der Ersparnis als Determinante für die Investitionen.