Brand’s Haide & Schwarze Spiegel
Sechs Studien zu zwei Kurzromanen von Arno Schmidt
Friedhelm Rathjen
Ein „Mensch nach der Katastrophe“ steht im Mittelpunkt der Kurzromane „Brand’s Haide“ und „Schwarze Spiegel“, zusammen veröffentlicht als zweite Buchveröffentlichung Arno Schmidts. Bei der Katastrophe handelt es sich in beiden Fällen um einen Weltkrieg, im einen Fall um den realen zweiten, im anderen um einen von Schmidt vorausgesehenen atomaren dritten. Und beide Erzähltexte spielen in der norddeutschen Gegend bei Walsrode und Fallingbostel, in der Schmidt mit seiner Frau tatsächlich die Nachkriegsjahre verbrachte.
Trotz der grimmigen Zeitumstände entwickelt Schmidt aber gerade in diesen beiden Texten den für ihn typischen intellektuellen Witz voller Anspielungen und sprachlich zugespitzter Pointen. Die sechs Studien dieses Buches versuchen auf unterschiedliche Weise, sich diesem faszinierenden Erzählkosmos zu nähern. Zunächst wird unter dem Motto „Die Notwendigkeit eines Tandems“ die realweltliche Kulisse erkundet, bevor in der thematisch gewichteten Textanalyse den Gesetzen der jeweiligen Textwelt in „Brand’s Haide“ („Haben und Nichthaben“) und „Schwarze Spiegel“ („Hat viel geregnet“, „Utys in der Post“) nachgespürt wird. Lebens- und Lesetext treten in Verbindung miteinander, auch durch zusätzliche Recherchen zu den englischsprachigen Einsprengseln („You can’t have driven very far“) und speziell dem Einfluß des amerikanischen Humoristen Thorne Smith auf Arno Schmidt („Die drei Buchruinen“).