Brottasche Turnbeutel Rechenschieber
Thüringer Schulgeschichten des 20. Jahrhunderts
Sieglinde Mörtel
Der Taschenrechner hieß früher „Rechenschieber“, der Schulrucksack „Ranzen“ und das Frühstück steckte in der Brottasche, die vorm Bauch baumelte. Die Sporttaschen waren „Turnbeutel“, die im Nadelarbeitsunterricht selbst gefertigt wurden, und zum Sport ging es in den Saal der Dorfschenke. Den Schiefertafeln und Griffeln folgten Schulhefte und Füllfederhalter, mit denen aber ausschließlich rechtshändig geschrieben werden durfte. Es gab Unterrichtsfächer wie Schönschreiben, Staatsbürgerkunde und später gar Wehrkundeunterricht. Dazu Zensuren auf Betragen, Mitarbeit, Ordnung und Fleiß. Einst war Russisch obligatorisch und Englisch fakultativ, seit den 90er Jahren ist es umgekehrt. Wendungen in der Gesellschaftsordnung stellten auch Schüler stets vor neue Herausforderungen, nicht nur bezüglich der erlernten Grußformeln. Man lernte das Einmaleins in Mathe und die Hierarchie-Regeln im Schulbus. Und erinnert sich an die Jugendweiheschuhe, die Einträge im Poesie-Album oder im Klassenbuch …
27 Geschichten von 19 Thüringer Autoren aus acht Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.