Brünner Erzählungen
Jiri Kratochvil, Johanna Posset
„. das größte Ereignis der tschechischen Literatur nach 1989“
Milan Kundera über Jiří Kratochvil
In seinen Erzählungen voller Aberwitz und Ironie setzt Jiří Kratochvil seiner Heimatstadt Brünn ein literarisches Denkmal. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen in diesen raffiniert komponierten Geschichten über das Leben, die Liebe und den Tod, die oft in völlig unerwartete Wendungen und groteske Pointen münden. Die Protagonisten? – Ein Panoptikum schräger Typen, angesiedelt in den Jahrzehnten vor und nach dem Umbruchjahr 1989. Achtung, kann Lust auf eine Reise nach Brünn wecken!
Jiří Kratochvils Erzählungen verbinden sich in ihrer äußeren Kulisse, der Stadt Brünn, im Mittelpunkt aber stehen Menschen und ihre tragikomischen Schicksale. Ungewöhnliche Begebenheiten zeichnen die skurrilen Alltagsgeschichten aus: Personen und Orte wechseln ihre Identität, amouröse Abenteuer enden fatal, Frauen verführen Männer, die in ihre Eingeweide schlüpfen, ein Dichter erinnert sich an jedes Detail seines Lebens, tote Verwandte feiern bei Familienfesten mit, Traumgestalten greifen ins wahre Leben ein, Katzen nehmen die Wesenszüge ihres verstorbenen Herrn an, Stalin diktiert in Mausgestalt seine Memoiren, Selbstmörder kehren ins Leben zurück, Strizzis prügeln sich in der Vorstadt um Frauen, der Schriftsteller nimmt Einfluss auf seine eigene Vergangenheit und wird zu einer Mehrfachgestalt. In seinen Geschichten ist Jiří Kratochvil als Ich-Erzähler meist mit von der Partie. Er bricht festgefahrene Sichtweisen auf und entführt seine Leserschaft in eine Welt, in der die Peripetien der menschlichen Existenz mit ebenso viel Selbstironie und Aberwitz geschildert werden wie die Auswüchse der Konsumgesellschaft und totalitärer Ideologien.