CAROLA CASTENS … leise schreien
Manfred May
Carola Castens hat sich am 7. Mai 2020 in einer E-Mail an mich gewandt. Für sie noch ganz frisch war ein Leseerlebnis, das sie so schildert: „Bis zum 02.05.2020 war ich der festen Überzeugung, dass ich die Quälereien, denen ich im D-Heim Schmiedefeld ausgeliefert war, verdient habe. Denn, so sagte es mir meine Mutter immer wieder, wenn wir auf das Thema Jugendwerkhof kamen, da ich ja schwer erziehbar war und das Jugendamt in der DDR seine eigenen Methoden hatte. Gut, ich sah das zwar anders, hatte aber auch keine Gegenargumente. Nun habe ich aber den Artikel „Erinnerungsort Durchgangsheim Schmiedefeld“ vom 04.08.2017 im Netz gefunden und sofort stiegen Tränen hoch und Wut, bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, was das für eine emotionale Baustelle in mir ist, die ich wohl sehr tief versenkt habe, über diese zwei oder drei Monate 1980 habe ich mit niemandem gesprochen. Gestern nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, auch wenn es die DDR nicht mehr gibt, so sind doch meine Erfahrungen mit den Behörden allgegenwärtig