Chemnitztaler Geschichte(n)
Historische Betrachtungen zwischen Chemnitz und Wechselburg
Thomas Böttger
Spricht man von Chemnitz (altsorbisch Kamenica = Steinbach) denkt man wohl zuerst an die Industriestadt am Fusse des Erzgebirges, welche fast 40 Jahre lang den Namen von Karl Marx, den Begründer des „wissenschaftlichen Sozialismus“, trug. Seit der Rückbenennung vor 16 Jahren sind über Chemnitz etliche Publikationen erschienen, aber der „Stadtfluss“ die Chemnitz und ihr romantisches Tal wurden, wenn überhaupt, immer nur am Rande erwähnt.
Eigentlich ist es für die Lebensqualität in einer Grossstadt vorteilhaft, gleich vor den Toren ein verschlafenes Flusstal mit vielerlei Felsgebilden zu finden. Jedoch gab es hier bis zur Wende immense Umweltprobleme, so dass immer weniger Ausflügler den Fuss in das Tal setzten. Das Wasser der Chemnitz war voller Gift und stank zum Himmel und der Staub der Steinbrüche färbte den Wald grau. Dabei war hier alles einmal ganz anders. Mit der Erschliessung des Tales durch die Chemnitztalbahn im Jahre 1902 begann die eigentliche Blütezeit. Die Fabriken expandierten, hier fanden die meisten Bewohner der Dörfer Lohn und Brot. Auch die Gastronomie florierte, denn sonntags kamen die Städter ins Tal, zahlreiche Waldwege und Aussichtspunkte luden zu Spaziergängen ein.