Choral – Dokumentation 4: Naturtöniger Kultgesang – Die acht Kirchentonarten
Die Klangscheibe zum Buch (Doppel-CD)
Archimandrit Johannes
Die Väter des Heiligen Dreifaltigkeitsklosters singen in einer naturtönigen Feinstimmung. Archaische Intervalle wie die Obertonquarte 8/11, die phrygische Sexte 8/13 oder die dorische Sekunde 7/8, die in der abendländischen Musik seit mehr als anderthalb Jahrtausenden nicht mehr benutzt worden sind, klingen zunächst ungewohnt; öffnen aber, dem Mysteriencharakter dieser Gesänge entsprechend, ungeahnte Klangräume. Quinten und Terzen werden, anders als in der Musik der Renaissance, nicht ausgeglichen, sondern alle Tonstufen werden stets im Verhältnis zum Grundton 1/1 – dem wichtigsten musikalischen Gottesymbol – rein intoniert. Daher klingt z. B. eine Quinte über der ersten Stufe rein, über der vierten Stufe verengt als „Beißequinte“ und auf anderen Stufen wieder anders. Es gibt nicht nur zwei, sondern sechs unterschiedliche Terzen, sechs unterschiedliche Sexten, und so fort … Dies alles läßt die Charaktere der altüberlieferten Kirchentonarten in völlig neuer – und zugleich uralter – Weise kraftvoll hervortreten und verleiht dem heiligen Gesang lebendige Farbwerte von hyperboräischer Klarheit und Kraft. Es dürfte die historisch erste Aufnahme überhaupt sein, die eine auf wissenschaftlicher Basis ausgearbeitete und musiktheoretisch wie musikalisch konsequent durchgeführte Naturtönigkeit zu Gehör bringt. Alle Tonstufen sind tontechnisch geprüft und als ganzzahlige harmonikale Verhältnisse qualifiziert. Abweichungen bewegen sich im Rahmen von ± 1 Cent. Doch auch unabhängig von ihrer instruktiven Seite bieten die Scheiben ein echtes Hörerlebnis.