Das Antidemokratische Potential universaltoleranten Schweigens
Analytische Überlegungen zu Diskursmustern der politischen Linken
Johannes Renner
In diesem Beitrag beschreibe ich das antidemokratische Potential (universal)toleranten Schweigens am Beispiel einer Diskursanalytischen Standortbestimmung der politischen Linken in Deutschland. Zu diesem Zwecke werden die soziologische Theorie der Schweigespirale (Noelle-Neumann) und das Toleranzparadoxon (Karl Popper) auf gegenwärtige Diskusmuster der politischen Linken (SPD, Linkspartei) zu Rechtsextremismus und Islamismus angewandt. Eine Betrachtung der Internetseiten der Parteien ergibt für verschiedene Suchbegriffe unterschiedliche Trefferzahlen und daraus folgend ein interpretierbares Bild der diskursiven Wirklichkeitskonstruktion für spezifische Themen. Es zeigt sich, dass türkisch-islamistischer Extremismus im Diskurs der politischen Linken verhältnismäßig deutlich unterrepräsentiert ist und dies mit der Wirklichkeit der Kräfteverhältnisse in keinen rationalen Einklang zu bringen ist. So ist die türkisch-ultranationalistische Bewegung der Grauen Wölfe die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland, wird aber in den Diskursen strukturell ausgeklammert. Auch gibt es wesentlich mehr islamistische als rechtsextreme Gefährder, wobei hier rechtsextrem, wie im Gesamtdiskurs vornehmlich „deutsch“ etikettiert zu sein scheint, was der gegenwärtigen Pluralität faschistoider Ideologien in Deutschland nicht gerecht wird. Dieser Beitrag zeigt, dass die politische Linke in Deutschland auf der Basis einer kultursensibel-universaltolerant anmutenden Sprachlosigkeit ihren Möglichkeitsraum der sachlichen Religionskritik beschränkt und sich damit in verschiedene innere Widersprüche verwickelt.