Das Deutsche Buch
Die Sammlung deutscher Drucke 1450 bis 1912
Bernhard Fabian, Elmar Mittler
Im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Ländern besitzt Deutschland keine Nationalbibliothek. Das deutsche Bibliothekssystem ist polyzentrisch, es gibt viele Bibliotheken und eine Reihe von bedeutenden, aber keine Bibliothek in Deutschland übt alle „nationalen“ Funktionen aus oder ist damit betraut.1983 wurde vorgeschlagen, die deutsche Literatur von Beginn des Buchdrucks bis zur Gegenwart in dezentral gelagerten, aber nach einheitlichen Prinzipien organisierten Schwerpunkten verfügbar zu machen. Für dieses Vorhaben wurden Bibliotheken ausgesucht, die für bestimmte Zeitabschnitte bereits über reiche Bestände verfügten. Diese Bibliotheken schlossen sich zur Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke 1450-1912 zusammen und vergaben die jeweilige besondere Zuständigkeit.
Für die Zeit1450-1600: Bayerische Staatsbibliothek München1601-1700: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel1701-1800: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen1801-1870: Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main und die Senckenbergische Bibliothek1871-1912: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Im vorliegenden Band zieht die Arbeitsgemeinschaft nun eine Bilanz der Förderung durch die Volkswagen-Stiftung zum Beispiel hinsichtlich der Erwerbsstrategien, der Erschließung und Bewahrung und sie wirft auch einen Blick auf die noch ausstehende Arbeit an diesem Jahrhundertprojekt.Die für die Publikation ausgewählten Neuerwerbungen zeigen die ganze Breite und Vielseitigkeit des Sammelgebietes „Deutsches Buch“. Dabei sind vor allem Konventionen und Eigenarten der Gestaltungen von Gebrauchsbüchern dargestellt. Neben dem „Pronosticato zu theutsch“ des Johannes Lichtenberger, einer Sammlung von Prophezeiungen aus dem Jahre 1492, sind Übersetzungen fremdsprachiger Texte wie Xenophons „Oikonomikos“: „Von der Hauszhaltung“ (Dresden 1525) aufgenommen; außerdem z. B. der Ratgeber „Der Teutsche Secretarius“ von Georg Philipp Harsdörffer, Nürnberg 1655, ein 1701 in Frankfurt gedruckter Psalter für Äthiopien; stellvertretend für den deutschen Buchdruck im Ausland: „Auszüge aus den Stimmungen und Verhandlungen des Americanischen Congresses vom Vesten Lande“, Philadelphia 1774, sowie abschließend die frühen Gedichte von Stephan Zweig „Silberne Seiten“, Berlin 1901. Die 50 Exemplare sind mit Farbabbildungen umfassend und großzügig illustriert.