Das dramatische Leben des Christopher M
Felix Demant-Eue
Am 30. Mai 1593 wird in einer obskuren Kneipe im Hafenviertel von London ein junger Mann bestialisch erstochen.
Sein Leichnam wird in aller Eile und ohne irgendjemanden zu informieren, auf einem Dorffriedhof bestattet.
Als zwei Tage später seine Ermordung bekannt gemacht wird, ist die Trauer groß. War doch dieser
junge Mann ein Star seiner Zeit, ein berühmter und erfolgreicher Bühnenautor, beliebt bei seinem Publikum.
Aber er wurde auch gehasst, vor allem von den Herren der Kirche. Sie bezichtigen ihn unter anderem des Hochverrats.
Darauf steht die Todesstrafe. Die Bischöfe wollen diesen unmoralischen Mann beseitigt wissen.
Denn Christopher Marlowe ignorierte die öffentliche Moral, lebte seine Homosexualität ungezwungen aus.
Doch durch seine guten Beziehungen zum Adel, zu Königin Elisabeth I. selbst, vor allem zu seinem Freund Thomas Walsingham,
dem Chef des Geheimdienstes, konnte er dem Galgen entkommen. Denn der Mord wurde vorgetäuscht.
Allerdings durfte sich Christopher fortan weder in London, noch in England sehen lassen.
Auf Schleichwegen wurde er außer Landes gebracht.
In der Fremde schrieb er nun Dramen und Lustspiele, die dann weiterhin erfolgreich zur Aufführung kamen.
Um das zu ermöglichen, schloss Thomas Walsingham mit einem bis dato als Häuser- und Grundstücksspekulant sowie als Theater-Finanzier bekannten Mann, William Shakespeare, einen Geheimvertrag.
Die Theaterstücke des „Ermordeten“ sollen ab nun unter Shakespeares Namen veröffentlicht werden.
Für sein Schweigen bekommt Shakespeare einen monatlichen Betrag von der Krone ausbezahlt.