Das Ende des Babylonischen Exils
Kulturgeschichtliche Epochenwende in der Literatur der letzten irakisch-jüdischen Autoren
Anat Feinberg, Kamal Odischo Kolo, Heidy Margrit Müller
„Das Ende des Babylonischen Exils“ ist die erste umfassende deutschsprachige Abhandlung über irakisch-jüdische Literatur. Im Unterschied zu anderen Studien werden darin auch Memoiren aus der Zeit nach 2003 sowie Romane irakisch-muslimischer Exilautoren berücksichtigt. Das Werk enthält zahlreiche neue Einsichten über literarische Werke, die sich mit einer weithin vergessenen oder verdrängten Epoche beschäftigen, deren Auswirkungen heute noch virulent sind.In diesem Buch werden literarische Werke irakisch-jüdischer Schriftsteller des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts untersucht. Dabei werden nicht nur arabischsprachige Werke von Samir Nakasch und Schmuel Moreh berücksichtigt, sondern auch hebräische Romane und Erzählungen von Sami Michael, Schimon Ballas und Eli Amir, der auf Englisch veröffentlichte Romanerstling der in Deutschland lebenden Mona Yahia und Werke des kanadischen Schriftstellers Naïm Kattan, sondern auch Memoiren von „Nachgeborenen“ wie Marina Benjamin und Ariel Sabar sowie Neuerscheinungen des israelischen Autors Almog Behar und der irakisch-muslimischen Exilschriftsteller Ali Badr und Najem Wali. Bei der Analyse von zeitgenössischen Werken im Exil lebender irakisch-muslimischer Schriftsteller zeigt sich, dass die Geschichte und die Vertreibung der irakischen Juden darin aus einer grundlegend neuen Perspektive eingeschätzt werden.Die literarischen Werke der Schriftsteller irakisch-jüdischer Herkunft setzen sich mit dem früheren friedlichen, wenngleich spannungsvollen nachbarlichen Zusammenleben der Juden mit Muslimen und Christen in Mesopotamien auseinander. Auch der „Farhud“-Pogrom vom Juni 1941, das Problem der Sprachwahl und die Schwierigkeiten des Neuanfangs nach der Vertreibung der irakischen Juden werden berücksichtigt. Dabei erscheint der „Orient“ aus überraschenden Blickwinkeln, kaum weniger bunt und lebensvoll als in den „Märchen aus Tausendundeiner Nacht“, obwohl die geschilderte Realität keineswegs märchenhaft ist.